Machete de Braguinha, Cavacinho, Rajao
Cavaquinho und Braguinha sind
Urahnen der Ukulele. Heutzutage hat das Cavaquinho in Brasilien die größte
Popularität und wird dort hauptsächlich als
Harmonieinstrument (d.h. zur rhythmischen Begleitung mit Akkordgriffen) eingesetzt. Ursprünglich
stammt das Cavaquinho aus Portugal und hat sich von dort über Madeira,
die Azoren, Kap Verde bis hin nach Brasilien verbreitet. |
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klassisches und modernes
Cavacinho |
private Ausstellung in Funchal, Madeira
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Das Cavacinho hat die
Form einer Gitarre, ist aber kleiner als diese, hat wie die Ukulele vier
Saiten. Es wird meistens mit einem Plektrum gespielt. Es gibt zwei verschiedene
Stimmungen: die klassische Stimmung (afinação tradicional)
ist d'-g'-h'-d", die moderne Stimmung (afinação natural) ist
d'-g'-h'-e".
Die Machete de Braguinha - kurz Machete oder Braguinha genannt - ist meist in d'-g'-h'-d" gestimmt, andere Stimmungen
sind d'-g'-h'-d" und a''-a'-c#'-e'. Sie hat ihrerseits Verwandschaft mit
der Viola Braguesa. Das Rajao ist ein ähnliches kleines, aber fünfsaitiges Instrument, das noch heute auf Madeira gespielt wird. Auf der portugiesischen Insel Madeira ist den Vorfahren der Ukulelen eine kleine Ausstellung gewidmet.
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Zur Herkunft und Verbreitung der Ukulele
schrieben
Ralf Bauer und Ernst Stern*
"Als Instrument des kommenden Jahrtausends kündigt einer der
größten US Gitarrenhändler ein eher unscheinbares Gerät
an. Ohne buntes Display, ohne Digitalausgang, ja sogar ohne jedwede Elektronik**
kommt es aus.
Es verfügt nur über vier Saiten, einen winzigen Korpus (ähnlich
Schuhgröße 46) und einfachste Mechaniken ohne Übersetzung.
Ukulele heißt das Instrument, wurde vor mehr als hundert Jahren "erfunden"
und hat in der Zwischenzeit so viele Booms und Comebacks erlebt, dass die
Sache mit dem nächsten Jahrtausend gar nicht einmal so unwahrscheinlich
ist.
"Die Möglichkeiten der Ukulele sind unbegrenzt, denn sie kann die
kompliziertesten Stücke ebenso wie einfache Melodien begleiten. Und
Anfänger haben an der Ukulele nach einigen Wochen Unterricht mehr Freude
als an anderen Instrumenten nach Jahren", schrieb Ernest K. Kaii aus Honolulu
1916 in seiner Schule "The Ukulele and how it is played". Ein anderer Lehrer
wollte die Beschränkung auf die Funktion eines Begleitinstruments nicht
gelten lassen: "Die Autoren haben festgestellt, dass die Ukulele als
Soloinstrument vernachlässigt wurde, schätzen aber ihre
Fähigkeiten auf diesem Gebiet und haben dieses Werk in der Hoffnung
zusammengestellt, dass es ein lang gehegtes Bedürfnis befriedigen
möge" (Bailey/Awai: A Collection of Ukulele Solos,1916).
Als dies geschrieben wurde, war der kleine Viersaiter noch keine 40 Jahre
in Gebrauch. Seine Geschichte hatte im Jahr 1879 begonnen. Damals landete
ein Schiff aus Madeira in einem hawaiianischen Hafen. An Bord befanden sich
vor allem portugiesische Handwerker und Bauern. Sie hatten ein kleines Instrument
dabei, das auf Madeira recht verbreitet war. Es besaß einen winzigen
Korpus in Gitarrenform, vier Stahlsaiten, ein kurzes Griffbrett, auf dem
mit Mühe vier Finger unterzubringen waren und hieß Braguinha.
Im Handstreich gelang es der Braguinha, das Terrain hawaiianischer
Saiteninstrumente zu erobern. Der Korpus wurde ein wenig vergrößert,
die Stahl- durch Darmsaiten ersetzt, die Stimmung von Quint- auf Quartintervalle
umgestellt. Das neue Instrument hieß bald Ukulele, was u.a. mit
"hüpfender Floh" übersetzt werden kann. Diese Bezeichnung mag für
vieles gestanden haben: den Spitznamen des Mannes, der das Instrument
populär gemacht hatte, die flinke Bewegung der Finger auf dem kleinen
Griffbrett oder den unaufdringlichen perkussiven Klang des kleinen Instruments.
Der Name Ukulele birgt auch eine gewisse Anlehnung an das Wort "Ukeke". So
hieß ein einfaches Saiteninstrument der Urbevölkerung, das nur
eine einzige Saite besaß und zur Erzeugung von Resonanz an den Mundraum
gepresst wurde. Hawaii war zum Zeitpunkt des Braguinha-Importes schon
verstärkt unter dem Einfluss amerikanischer Missionare und Kaufleute.
Diese hatten die einheimische Kultur stark zurückgedrängt und
europäische Elemente eingeführt. Die hawaiianische Musik hatte
hauptsächlich aus Chorgesängen mit Perkussionsbegleitung bestanden,
in der Melodieinstrumente wie die erwähnte Ukeke oder eine einfache
Nasenflöte kaum eine Rolle spielten. Durch Vermischung mit
europäischen Elementen entstanden Lieder, die im Falsettstil vorgetragen
und u.a. von Gitarren begleitet wurden. Bald gesellte sich die Steel-Guitar
dazu, die die Sänger nachahmte, ergänzte oder auch
Instrumentalversionen der Lieder lieferte."
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* Der zitierte Textauszug erschien usprünglich unter dem Originaltitel: Musik für den Flohzirkus: Die Ukulele, in AKUSTIK GITARRE
2/2001.
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