Von Dresden in die Lausitz und ab Bad Muskau die Neiße und Oder nordwärts bis in den östlichsten Zipfel der Insel Rügen und heimwärts mit einem Schwenk in den Harz, durch Thüringen und durchs Erzgebirge.
1. Etappe
Dresden > Schloss Helmsdorf
Die erste Etappe führt mich über vertraute Wege durchs Schönfelder Hochland Richtung Stolpen. Mein Quartier beziehe ich im Schloss Helmsdorf - das geschichtsträchtige Anwesen* fristete seit 1937 ein nützliches Dasein als Lehrbetrieb einer Bäckerinnung, verfiel aber in den volkseigentümlichen Zeiten wie in den herrenlosen Folgejahren zusehends.
Ab 1999 bemühte sich Fritjof Alwert (Foto) als neuer Schlossherr um die Rekonstruktion und legte dabei fleißig selbst Hand an - einmal mit dramatischem Folgen, dem Sturz von einem Dach. Den dabei zugezogenen Beckenbruch kurierte er trotz seines Alters von über 80 Jahren auf asketische Weise aus.
Im Jahr meines Besuchs dienten Räume des Schlosses als Drehort für einen gruseligen Tatort-Krimi, in dem ein Psychopath seine Opfer ausbluten lässt. Wer den Film geseen hat, könnte in diesem Haus das Fürchten lernen, wenn spät nachts eine der hundert Türen des Schlosses knarrt. Mit Ukulele, Rotwein und abenteuerlichen Geschichten, die der weitgereiste Schlossherr zu erzählen wusste, ließ sich das Schaudern leicht vergessen.
Seit Ende 2020 ist das Anwesen geschlossen. Der Schlossherr ist vermutlich verstorben.
2. Etappe
Helmsdorf > Bad Muskau
Auf dem Weg zur Neiße liegt der Bärwalder See, um den ein asphaltierter Radweg führt. Hiner dem nördlichen Ufer sind die Dampfwolken des Boxberger Kraftwerkes zu sehen. Dort wird die Braunkohle verfeuert, die aus den riesigen Tagebaugruben der Oberlausitz gebaggert wird. Die Renaturisierung der verwüsteten Landschaften durch Flutung mit Grundwasser gilt als international beachtetes Erfolgskonzept. Falls die CO2-bedingte Erwärmung des Weltklimas fortschreitet wie vorhergesagt, und die sich ausbreitenden Wolfsrudel das Revier nicht komplett übernehmen, bietet der Strand vielleicht bald ganzjährige Bademöglichkeiten...
Es ist nicht mein erster Besuch des Pückler-Parkes in Bad Muskau - und doch immer wieder etwas Besonderes - um so mehr wenn das Schloss in der Abendsonne glüht und nur noch wenige Spaziergänger unterwegs sind. Pfingsturlauber haben sich die Quartiere der Umgebung Wochen im Voraus reserviert. Doch in Łęknica, auf der polnischen Seite des Parks, konnte ich auch kurzfristig noch ein Zimmer buchen.
3. Etappe
Bad Muskau > Aurith
Entlang des Flusses, der seit Kriegsende die Grenze zwischen Deutschland und Polen bildet, ragen noch immer Brückenruinen in die Landschaft. Ewiges Mahnmal? Oder fehlt es nur am Geld, neue Brücken zu errichten?
Bei Ratzdorf, wo die Neiße in die Oder mündet, ändert sich die Flusslandschaft. Eine "Automatische Pulleranlage" erleichtert der Neiße das Pullern in die Oder. In den weiten Auen der Oder nagt nicht nur der Mensch an den Ressourcen der Natur, auch Biber brauchen stets etwas zu beißen.
Nur einen Angelrutenwurf vom Ufer der Oder, wo das Frühjahrshochwasser gerade optimale Bedingungen zur Mückenzucht bietet, befindet sich der gepflegte Radlerhof Aurith - auch dort muss man sich in der stechfreudigen Abenddämmerung die lästigen Insekten auf Distanz halten.
Sonnenuntergänge am Busen der Natur sind immer wieder sehr romantisch - und daher auch zum tausendsten Male fotografisch festzuhalten. Im Zeitalter digitaler Kommunikation ist das Selbstbildniss in Sekunden an die lieben Daheimgebliebenen verschickt.
4. Etappe
Aurith > Gellmersdorf
Gemächlich tuckert ein altes Boot in den Morgen und gegen die Strömung der Oder. Die heutige Etappe führt mich zum Landwohnsitz von Freunden aus meinen Berliner Jahren. Während mich die laute Großstadt, in der ich während der 1990er wohnte und wo ich mein musikalisches Hobby zum Beruf machte, heute zu keinerlei Wiedersehen reizt, lockt mich die Idylle der dünn besiedelten Uckermark immer wieder aufs liebe Land hinaus.
Das Hinterrad meiner Sänfte macht ein seltsames Klackgeräusch - bei jeder Umdrehung einmal. Ich prüfe die Speichen, einige kommen mir locker vor. Behutsam ziehe ich nach. Das Klackern scheint zunächst beseitigt, aber die Felge eiert nun eine leichte 8. Wegen mehrerer Reparaturversuche verzögert sich die Ankunft bei meinen Freunden. Das Lagerfeuer knistert nict nur deshalb bis weit nach Mitternacht.
5. Etappe
Gellmersdorf > Mescherin
Pfingstmontag. Weil ich am Vormittag etwas Zeit mit meinen Freunden verbringen wollte, hatte ich für heute nur eine kurze Etappe von 50 Kilometern geplant. Allerdings rennt die Zeit nach dem Frühstück mit dem Zentrieren des Hinterrades meiner Sänfte dahin. Ich sehe mir bei YouTube das Erklärvideo eines Fachmanns an und lerne auf diese Weise, auf was man achten muss. Gegen Mittag läuft das Rad wieder rund, das Knacken ist deshalb nicht verschwunden.
Ein sanfter Nordwind schiebt kleine Wellen über die Oder, was den Eindruck auslöst, der Fluss ströme landeinwärts. Die Idylle im Garten des DorotheenhofMescherin gleicht der Ruhe vor dem Sturm - in der Nacht donnert ein starkes Gewitter hernieder.
6. Etappe
Mescherin > Penkum / Wollin > Wolgast
Der Radweg Richtung Penkum führt über historische Feldwege - vor Jahrhunderten gepflastert! Oder, was auch nicht besser ist, über Plattenwege, die zu DDR-Zeiten verlegt wurden. So reizvoll die Fahrt entlang abgeschiedener Gehöfte auch ist, für meine dreispurige Sänfte sind die unausweichbaren Kanten und Löcher der Platten zu viel Geholper. Ab Penkum ziehe ich Plan B vor, eine im Voraus alternativ gespeicherte Strecke.
Penkum > Anklam > Wollin > Wolgast
Die alterantive Strecke ist zwar zig Kilometer kürzer als die holprige Strecke durchs Grüne ist, führt aber über eine stark befahrene Bundesstraße - Lärm und Abgaswolken des motorisierten Verkehrs sind belastend. In einem Radladen sind die Fachleute ratlos über das Klackern in meinem Hinterrad - es höre sich "eigentlich wie Speiche" an, aber die Prüfung zeigt: alles sei gleichmäßig angezogen. Und an den eingespeichten Nabenmotor kann und darf sich ohnehin niemand außer dem Hersteller vergreifen.
Plötzlich gibt es einen ganz gewöhnlichen Platten. Nicht an meiner Sänfte, sondern am Vorderrad einer Radlerin, mit der ich mich für ein paar Meilen zusammengetan habe. Gut, wenn da ein Gentleman in der Nähe ist, der weiß, wie man das Rad wieder flott bekommt.
Der Sonnenuntergang in der Bucht von Wolgast zeigt sich von seiner rosigsten Seite.
7. Etappe
Wolgast (Usedom) > Middelhagen (Rügen)
Nach einer herrlichen Stunde mit frischem Wind um die Ohren erreiche ich den historischen Hafen von Greifswald und halte inne an der Wiecker Zugbrücke. Nochmals geht es ein Stück an der stark befahrenen Bundesstraße entlang. Bei Kirchdorn biege ich auf eine Dorfstraße ab, die mich direkt an die Küste des Greifswalder Boddens führt, wo ich schließlich über Trampelpfade bis zur Fähre von Stahlbrode gelange.
Während ich auf die Fähre nach Rügen warte, gewöhne ich mich an den Küstenwind, den einige Kite-Surfer für ihre sportlichen Kunsstücke nutzen. Auf der Insel geht es über Garz und Putbus nochmals über Landstraßen, ehe ich beim Yachthafen in Lauterbach in ein Wäldchen eintauche, durch das ich bald auf den schönen Küstenweg komme, der an der Stresower Bucht entlangführt.
An einer malerischen Bucht verweile ich ein Stündchen. Der Nebel lichtet sich, Schwäne schwimmen im seichten Wasser. Ich genieße das Alleinsein.
So trüb und grau der Tag begann, so sonnig zeigt er sich am Abend im Dörfchen Groß Stretow, wo wahrscheinlich jedes Häuschen zum Ferienhaus umgewidmet ist. In Seedorf ist die kleine Bootsfähre nicht besetzt, aber nach einer Weile kommt der Fährmann. Bei der Landung löst er sogar die Handbremse meines Gefährts! Sie kennen sich aus? Ja, hier kommen öfters Trikes rüber.
Tagestour
Middelhagen < Sellin > Binz
Die Tagestour führt mich entlang eines Meeeres von blühendem Mohn über Baabe nach Sellin und Binz. Das herrliche Wetter mit einem lauen Lüftchen von der Waterkant macht die abendlichen Gewitter schnell vergessen.
Robinson jr. improvisierte sich auf seiner einsamen Insel ein imaginäres Kino, wo er sich von dem imaginären anderen Besucher mitteilen ließ, dass gleich der imaginäre Film "Das Meer" beginne. Schon wieder! stöhnte Robinso und ergab sich seiner Lethargie. Am Strand und an der Seebrücke von Binz muss man weder Einsamkeit fürchten noch Zweifel daran hegen, ob es hinter demHorizont wirklich weiter geht.
Am Abend versinke ich nachdenklich in einem anderen Blumenmeer. Das gehört zum Garten des Rohrdachhus in Middelhagen. Einsamkeit muss man auch hier nicht fürchten, denn das Gästehaus hat viele Zimmer für viele Menschen, die es ohne viele andere Leute, mit denen sie über die Vor- und Nachteile von Elektroautos plaudern könnten, nicht aushalten würden...
8. Etappe
Middelhagen (Rügen) > Groß Dratow (Müritz)
Je weiter ich mich von der Küste entferne desto heißer wird der Nachmittag. Zum Glück finde ich vor dem aufziehenden Gewitter Schutz im Wartehäuschen einer Bushaltestelle, bevor große Hagelkörner herniederprasseln. Der Wirt meines Quartiers in Groß Dratow ruft mich an und bietet mir an, mich mit seinem Transporter abzuholen. Doch das Wetter beruhigt sich - ich schaffe die letzten 10 Kilometer ohne Probleme.
Die schönste Wetterfrau des deutschen Fernsehfunks sagt für die kommenden Tage schönstes Radelwetter voraus, teils mit Höchsttemperaturen über 30 Grad.
10. Etappe
Groß Dratow (Müritz) > Garz (Havel)
Weiße Schäfchenwolken schweben unter dem blauen Himmel über die weiten Felder - flimmernde Sommerluft. In Heiligengrabe, unweit des Königsberger Sees, spendet eine alte, teils aus Naturstein erbaute Kirche den Schatten, der auf dem flachen Brandenburger Lande selten zu finden ist.
Von dunklen Gewitterwolken, wie sie über dem Städtchen Kyritz aufziehen, hatte die schöne Wetterfrau eigentlich nichts gesagt... Die in Vorzeiten von Slawen gegründete Siedlung "wurde ab Mitte des 12. Jahrhunderts vom Rheingebiet und von Holland und Flandern neu besiedelt und war Mitglied der Hanse" lese ich in der Wikipedia: "Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die menschenleere Stadt erneut aus dem Westen besiedelt." Genau so menschenleer kommt mir die Stadt am Tag meiner Durchreise vor.
11. Etappe
Garz (Havel) > Calbe (Saale)
Bei Jericho (Foto oben) radle ich ein Weilchen auf dem wohlvertrauten Elbe-Radweg, um dann westwärts nach Calbe /Foto rechts) abzubiegen. Auch in dieser kleinen Stadt sieht es so aus, als ob abends die Bürgersteige hochgeklappt werden. Ich treffe eher Katzen als Menschen.
Dann treffe ich doch noch Anwohner. Aus dem Fenster ihrer Erdgeschosswohnung plaudert eine alte Frau mit einer anderen, die auf der Straße steht. Ich erwidere ihren Gruß und teile meinen Eindruck, die warme Abendluft und die leeren Gassen erinnerten mich an verschlafene Dörfer in Italien. Keine Ahnung, erwidert eine der beiden: Wir waren noch nie in Italien.
Von der Terasse eines kleinen Getränke-ladens schweift der Blick auf die Saale, einige Stammgäste werfen das Leergut in den Fluss. Ich werde auf mein Liegerad angesprochen und komme so schnell in Kontakt. Der Wird meiner Unterkunft sei Musiker und engagiere sich in vielerlei Hinsict. In Calbe scheint jeder jeden zu kennen. Und für einige ist nicht nur Italien sehr weit.
12. Etappe
Calbe > Schierke (Harz)
Von der Saale geht es bis Wernigerode westwärts und dann steil hinauf in den Harz nach Schierke, von wo ich die Brockenbahn zu einem Ausflug auf den Blocksberg* zu nehmen gedenke.
Der Wernigeroder Wanderweg führt auch zum vermeintlichen Pfefferkuchenhaus, in dem eine psychopathische Greisin zwei unterernährte Teenager namens Hänsel und Gretel als lebenden Proviant für ein kannibalistisches Candle Light Dinner gefangen gehalten haben soll. Wie die Geschichte ausgegangen sein soll, dürfte dank der Fake News der präfaktischen Lügenpresse hinlänglich bekannt sein.
Egal wo man in die Brockenbahn einsteigt, ob in Wernigerode oder in Schierke, die Fahrkarte kostet, was sie kostet... Der Aufdruck "berechtigt nicht zum Vorsteuerabszug" ist vermutlich für mitreisende Steuerberater und Beamte des Finanzamtes bestimmt.
An einigen Abschnitten ist das Grün der Bergwelt noch postkartentauglich, doch nach dem trockenen Sommer von 2018 hat der Borkenkäfer sich ausgebreitet, große Flächen des Nadelwaldes zeigen nur noch braune Baumgerippe. Die schwarze Rauchwolke, welche die alte Dampflock hinter sich her zieht, trägt ein Übriges zum Absterben des Waldes bei.
Bei der Wanderung zurück nach Schierke geht es teils entlang der einstigen Grenze auf Schusters Rappen talwärts. Eine Mountain-E-Bike-Gruppe von 30 Radlern kommt mir entgegen. Weiter unten im Tal sind wieder die Vögel des Waldes zu hören. An einer Quelle erfrische ich Kehle, Zunge und Gaumen, im glasklaren Wasser der Kalten Bode meine Füße.
13. Etappe
Schierke (Harz) > Garnbach
Den Harz verließ ich südwärts, teils entlang der einstigen Grenzanlagen und nach einigen Stunden im anhaltinischen Flachland taucht der Kyffhäuser am Horizont auf. Den Abstecher hinauf zum Monument der Reichsburg verkneife ich mir, denn die kurvenreiche Straße ist auch ein beliebtes Ausflugsziel für lärmende, abgaslasige Kolonnen von Motorrafahrern.
Ich begleite eine alte Bekannte namens Unstrut, die ich auf einer schmalen alten Holzbrücke bei Schönfeld quere - wobei ich in Erinnerungen an meine allererste mehrtägige Radreise schwelge. An den Ufern dieses Flüsschens fing meine neue Art des langsamen Reisens an - zu Ostern 2014.
An einer Bank komme ich mit einem jungen Radler, der gerade picknickt, ins Gespräch. China, Afghanistan, Iran und die Türkei hat er hinter sich gelassen. Nicht nur wegen der Distanz, auch wenn ich bedenke, wieviele Menschen aus diesen asiatischen Ländern die Flucht ergreifen, gebührt dem Radler mein ganzer Respekt für seinen große Reise. Jetzt radelt er heim in die Niederlande und weiß dann einiges mehr zu erzählen.
Am Abend bin ich in Garnbach bei Wiehe einquartiert. Zur Pension gehört ein Restaurant mit Terasse mit rustikalem Bänken und Tischen aus Holzbohlen. Weil die Tische eteas schmal sind, biete ich einer Familie mit Kindern meinen Platz an einem breiteren Tischbrett zum Tausch. Der Herr Papa spendiert mir darauf ein Bier. Irgendwie kommen aber auch die anderen Gäste schnell ins Gespräch - am Ende gibt jeder jedem was aus.
Es wird immer fröhlicher im gemütlichen Gasthaus zum fröhlichen Wanderer - der gelegentliche Gang ans dekorativ gestaltete Pissoir ist vorprogrammiert. Neben spendierfreudigen Gästen tragen auch Einheimische zur ausgelassenen Stimmung bei. Als Feldforscher ziehe ich die abgelegene Lage in einem Nebental der Finne in Betracht. Wer in diesem Sackgassendorf wohnt, kennt seine Pappenheimer. Und wer hier zur Abendstunde mit bier- und weinseligen Wandersleuten verweilt, hat es gewiss nicht so eilig. Eins geht immer noch.
Am nächsten Morgen suche ich Ruhe im nahen Wald - die Wege sind noch von den Gewittergüssen des Vorabends aufgeweicht. Statt zwitzschernden Vögeln höre ich in der Ferne das Kreischen einer Motorsäge - der von seltsamen Holzskulpturen gesäumte Waldweg lässt ahnen, dass auch in diesem abgelegenen Winkel Thüringens immer jemand was zu schaffen hat.
Der Mann mit der Kettensäge heißt Michael Krüger und widmet sich hier der Kettensägekunst* - mit Auftragswerken wie mit Schnitzkursen. Wahrscheinlich stammen auch die Tische und Bänke aus dem Gasthaus zum fröhlichen Wanderer und alle andere Kettensägekunst in Garnbach und Umgebung aus seiner Werkstatt im Wald.
Während unserer längeren Unterhaltung, die sich neben der Kettensägekunst auch um motorfreie Musizierkunst drehte, hätte ich mein Fahrzeug gewiss auch sehr stabil anschließen können. Wenigstens vor fröhlichen Wanderern ohne Kettensäge wäre es sicher gewesen.
14. Etappe
Garnbach > Frohburg
Am Morgen geht es zurück nach Wiehe und an der Unstrut ostwärts - die Fotos könnten von meiner ersten Radreise 2014 stammen. Denn bis zur Mündung der Unstrut in die Saale folge ich dem vertrauten Radweg, der durch die Weinbaugebiete zwischen Nebra und Freiburg führt.
Ich radle durch Dörfchen mit lustigen Namen wie Meineweh und Oberkaka. An einer Brücke muss ich die Spiegel einklappen, um durchzukommen. Abends erreiche ich das erzgebirgische Frohburg, wo ich bei einem Freund Quartier erhalte.
15. Etappe
Frohburg > Laubegast (Dresden)
Nach längerer Fahrt querfeldein gelange ich bei Sermuth an die Vereinigung von Zwickauer und Freiburger Mulde, letzterer folge ich auf dem Mulder-Radweg, der direkt an den Solarpanels des Solarpark Bockelwitz II vorbeiführt, der seit 2010 Strom in die Netze speist. Mein eigener Haushalt ist bereits seit 2008 solarisiert - einige Jahre vor der Fukushima-Katastrophe und etliche vor SKOLSTREJK FÖR KLIMATET...
Das offenbar von Hundertwasser-Häusern inspirierte Eigenheim in Marschwitz passiere ich nicht das erste Mal, doch diesmal ohne davor parkende Autos, daführ mit Sonnenschein, der das Farbenspiel der verspielten Fassaden ins beste Licht rückt.
Nach mancher schmalen Brücke ist auch dieser enge Pfad nur gerade so noch dreiradtauglich. Der ausgewiesene Radweg zwischen den Dörfchen Prositz und Piskowitz liegt an einem Hang - einige Jahre zuvor, bei meimem ersten Versuch, den Pfad zu passieren, lernte ich, dass Liegedreiräder kippen können. Plötzlich hing ich im Zaun und hatte einige Mühe, mich aus der Schräglage befreien zu können.
Vor einer halben Stunde konnte ich noch die Vögel zwitschern und die Bienen summen hören. Der Rummelplatz zu Füßen der Meißner Burg beendet die ländliche Idylle und holt mich zurück in die Zivilisation urbaner Vergnügungssüchte.
Nach dem geruhsamen Radweg entlang der Meißner und Radebeuler Weinberge erreiche ich das Stadtzentrum von Dresden, wo sich das Begängnis wieder verdichtet - der Sonnenuntergang an diesem warmen Midsommar-Abend (23. Juni) lockt vor allem das junge Volk auf die Elbwiesen und in die Biergärten. Ich raste für ein Foto der orientalischen Kuppel der Yenidze. Dann geht es gegenüber der Silhouette der Dresdner Altstadt entlang auf die letzen Kiliometer - heim nach Ukulelestan.