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Fußnoten

1)
Tschechische Staatsbahn
2) Unterkunft in Prag
3) Bikeline-Radführer „Moldau-Radweg“



1) Um einiges unkomplizierter als bei der DB lässt sich bei der Tschechischen Staatsbahn* der Fahrschein gleich samt Reservierung fürs Fahrrad buchen - mittels Kreditkarte übers Internet. Ach ja, mit drei Wochen Lokführerstreik pro Quartal muss man dort wahrscheinlich auch nicht rechnen... Allerdings kann es streckenweise zu Schienenersatzverkehr kommen, das merkt man dann mitunter erst, wenn alle anderen Reisenden ausgestiegen sind... Ansonsten war das aber gut organisiert, für Fahrräder stand ein zusätzlicher Transporter mit ausreichend Platz bereit.


2) Die günstigen Hotel-Angebote für Prag aus dem Internet (sie erregen die Aufmerksamkeit mit Absurditäten wie „Prag ab 1 Euro“) pegeln sich bei näherer Betrachtung zwischen 100 und 200 Euro pro Nacht ein. Nach dem Ausfüllen eines Webformulars ruft mich am späteren Abend unerwartete ein Herr F.... von AKRIZA-Reisen aus Bochum an und möchte mir ein Zimmer um die 50 Euro vermitteln. Ich sehe sofort ein, dass ich da nicht lange zögern darf, nur einen Blick auf die Lage der Unterkunft möchte ich wenigstens noch werfen. Herr F.... meint, die Lage sei nicht wichtig, ich sollte die Referenzen lesen, was für ein klasse Hotel das für den Presi sei. Ich versuche ihm zu erklären, dass es für mich wichtig ist, die Lage zu kennen, da ich am nächsten Morgen frühzeitig zum Bahnhof müsse. Anstatt mir einfach die 10 Sekunden zu lassen, textet er mich uablässig zu - und erzählt mir plötzlich, dass er nicht so lange Diskussionen führen wolle – es sei schließlich Feiertag (Himmelfahrt). Ich möchte ihn jetzt fragen, ob ich ihn oder ob er mich angerufen habe. Aber dazu komme ich nicht mehr. Ich möge ihn bei Interesse zurückrufen. Das versuche ich bereits eine Minute später, da ist dann leider besetzt. Als ich ihn schließlich erreiche, sage ich verbindlich zu und frage, ob ich noch eine Nachricht an das Hotel schreiben müsse. Nein, das erledige er alles. Eine Stunde später schickt mir das Hotel eine Absage! Richtig gelesen - eine Absage! Ich rufe diesen Herrn F.... erneut an und frage, was das bitteschön soll. Er ruft in dem Hotel an, um es zu klären, dann ruft er mich zurück - und hält mir erneut einen völlig sinnlosen Vortrag - und nun auch noch darüber, dass sein Unternehmen auf Fahrrad-Reisen spezialisiert sei... Dabei wollte ich nur ein Zimmer in Prag! Fazit: Man schenke sich die Zeit, mit diesem Labersack von AKRIZA-Reisen. Hier ist mein unbezahlbarer Tipp für ein sehr bezahlbares Zimmer in ruhiger Lage und nicht zu weit vom Schuss: Hotel Hasa
* - mein Rad stand nachts sicher neben der Rezeption.


3) Der Bikeline-Radführer „Moldau-Radweg“ (Verlag Esterbauer, 2014) ist meines Wissens der einzige, der die Strecke vom Böhmerwald (Šumava National Park) dem Verlauf der Moldau bis Mělník beschreibt. Leider sind viele Angaben der aktuellen Auflage im Frühling 2015 schon völlig veraltet, und zwar sowohl was Übernachtungsmöglichkeiten betrifft als auch die Streckenführung und Genauigkeit betreffend. Teils sind grobe Fehler dabei, und wenn man sich wegen solcher Schluderei verfährt, ist das - gelinde gesagt - sehr ärgerlich! Aber auch die Gestaltung der Broschüre ist ziemlich bescheuert. Warum liegen Karten und die begleitende Textbeschreibung meistens einige Seiten auseinander, so dass man zwischen Karte und Text hin und her blättern muss? Die seitliche Spiralbindung ist ebenso unpraktisch – keine Lenkertasche ist so breit, wie sie sein müsste, um dieses unhandliche Format darauf zu platzieren! Fazit: Wer eine andere als diese (wahrscheinlich von Schreibtischradlern zusammengestellte...) Broschüre im Buchladen entdeckt, versuche es besser damit.

Details:
a) Bei Rokyta: Warum ist der Verlauf des Plavebni-Kanal, eine Abzweigung vom Vydra-Bach, an dem der eingetragene „Moldau-Radweg“ zwischen Rokyta und Modrava entlangführt, gar nicht in der Karte eingetragen? Da beide Bäche über etliche Kilometer außer Sichtweite parallel verlaufen, ist die Verwechslung hier programmiert. In der Realität trifft man dann auf einen Wegweiser, der in beiden Richtungen das Moldau-Radwegzeichen zeigt. Der Abbildung in der Karte nach zu urteilen müsste man sich rechts (südlich) halten – und schon ist man auf der Cyklotrasa 2013, die in großen Bogen einen Rundweg nach Srni führt, also sehr weit zurück, weit vom Moldau-Radweg entfernt.

b) Was soll eigentlich die Deutschtümelei bei den Ortsnamen und anderen geographischen Bezeichnungen? Wozu die historischen Namen statt der gültigen tschechischen, so wie sie seit Jahrzehnten auf Wegweisern und anderen Schildern geschrieben stehen? Hat man sich einmal verfahren, könnte man sich damit viel schneller wieder orientieren! So rätselt man herum, wo man sich befindet und kommt womöglich weiter vom Weg ab – und all das kostet Zeit, welche am Abend bei der Quartiersuche fehlt. Wozu beispielsweise die in Zeiten der Habsburger und Hitlers  stammende Bezeichnung „Großer Müllerbach“, wenn er doch tschechisch nun einmal längst Roklansky potok heißt!

c) In einer winzigen, dennoch fettgedruckten, weiß umrandeten „Bildunterschrift“ (S. 24) im Grasgrün des Bildes versteckt (ein Grundkurs in Grafik ist anzuraten), heißt es: „Am Maderbach nach Modrava“. Diese Behauptung ist völliger Humbug! Denn da man der Wegbeschreibung folgend in Modrava erstmals auf diesen Maderbach (tschech. Modravsky Potok trifft, kann man diesem noch gar nicht „enlang“ kommen. In der nördlichen Richtung, aus der man käme, wenn man sich nicht schon wegen oben erwähnter Mängel vorher verfahren hat, heißt der Bach nämlich Vydra. Die richtige Bildunterschrift wäre gewesen: An der Vydra nach Modrava. Die Vydra ihrerseits entspringt laut Bikeline-Karte in der östlich von Modrava gelegenen Siedlung Filipova Hut. Obgleich das Rinnsal in der Satellitenansicht von Google Map deutlich erkennbar ist, ignoriert die graphische Darstellung das und bezeichnet stattdessen den südlich verlaufenden Modravsky Potok als Vydra. Ja, was denn nun? Der Darstellung auf einer lokalen Infotafel ist zu entnehmen, dass der vom südlichen B?ezník kommende Modravsky Potok in Modrava in die von Osten kommende Vydra mündet bzw. ab dort so heißt. Am (einstigen) Maderbach kann man also erst südlich von Modrava entlang radeln.

d) Eine weitere deutschtümelnde Bezeichnung der Bikeline-Broschüre ist "Verlorener Berg", sie findet sich in der Profil-Skizze (S.18) und in der Karte (S. 27). In der Realität findet sich auf Wegweisern und Schildern weder eine tschechische Entsprechung noch lässt sich eine solche bei meiner nachträglichen Suche im Internet finden. Woher kommt also dieser poesievolle Name? Noch nicht einmal im Begleittext taucht eine Erläuterung auf! Zur realen Orientierung bieten veraltete Namen keinerlei Hilfe. So was ist einfach nur verwirrend. Man müsste solche Redakteure einmal mit ihrem eigenen Kartenwerk allein auf so einem „Verlorenen Berg“ aussetzen, auf dass sie in der nächtlichen Gesellschaft von Fuchs und Hase lernen, was es heißt, sich abends in einem gut tausend Meter hohen Gebirge zu verlieren... Wahrscheinlich um es für furchtsame Wanderer noch etwas spannender zu machen, erwähnte der Bikeline-Redakteur übrigens: Es soll sogar wieder ein Wolfsrudel geben...

e) Unweit des „Verlorenen Berges“ werden in der Profilskizze die beiden höchsten Berge, der Cerna Hora und der ihm folgende der Stráz (beide knapp über 1310 Meter) mit einem deutlichem Überragen des ersten dargestellt, obgleich die Differenz der Gipfel nur 5 Meter beträgt. In der Realität werden beide Berge etwa 50 Meter unterhalb der Gipfel überquert, den Schildern zufolge der erste bei 1272, der andere bei 1285 Meter. Auch diese Differenz ist unerheblich. Wenn aber im Streckenprofil ein graphischer Unterschied gamacht wird, so müsste der genau umgekehrt dargestellt werden. Erst am Rastplatz des Stráz, der zweite der beiden Berge ist der höchste Gipfel überwunden!

f) Etwa beim Dorf Kreprenice (ca. 40 km vor Prag) ist der Verlauf des Moldau-Radweges völlig geändert worden. Leider weiß der aktuelle Bikeline-Radführer davon nichts
! Fazit: Der Radführer von Bikeline ist völlig für den A. Besser: Reginale Karten besorgen!


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