Jeder Fluss hat eine Quelle, nur die Donau nicht... Die hat gleich zwei. Bei Donaueschingen vereinigen sich jedenfalls die Brigach und die Breg zu einem Fluss - und der heißt ab dieser Vereinigung eben Donau. Weil sie etwas länger ist, beansprucht die Breg den Titel Quellfluss. Einverstanden, die Moldau hat auch zwei Quellflüsse. Doch für die Donau könnten weitere 15 Quellen Anspruch erheben, die eine und wahre Quelle zu sein. Von unterirdisch fließendem Regenwasser aus dem Schwarzwald gespeist, wären sie alle gleichberechtigte Kandidaten. Der römische Feldherr Tiberius, so überliefert Strabon, habe im Jahre 15 vor Chr. eine dieser Quellen entdeckt. Als späterem Kaiser stand es ihm zu, diese seine Quelle zum Ursprung der Donau zu erklären.
Um 1584 entschieden die damaligen Besitzer der Stadt Eschingen, das in ihrem Schlosspark entspringende Rinnsal sei der Donaubach, die eine und wahre Quelle der Donau. Wegen der Zweifel über den Ursprung wurde die Donau - im Gegensatz zu anderen Flüssen - von der Mündung an vermessen, aber auch die schiebt sich dank jährlichen 150 Millionen Tonnen Schwemmmateriel immer weiter ins Schwarze Meer hinaus. Aller Streit um den Anfang könnte aber schon in gar nicht allzu ferner Zukunft durch ein geologisches Phänomen namens Donauversinkung komplett überflüssig werden, das heißt eigentlich "unterflüssig"... Denn ein Teil dessen, was ab Donaueschingen Donau genannt wird, strömt seit einigen Jahrhunderten durch unterirdische Höhlensysteme und taucht als Quelle der Aach 12 Kilometer südlich wieder auf, fließt weiter in den Bodensee, der seinerseits in den Rhein entwässert. Im vergangenen Jahrhundert nahm dieser Prozess, der durch den wasserlöslichen Kalksteingrund bedingt ist, stark zu. Eines Tages wird die junge Donau komplett in diese Unterwelt absickern - und damit letztlich zum Nebenfluss des Rheins. Dadurch könnten dann erst die nach der heutigen Donauversinkung einströmenden Zuflüsse den Anspruch auf den Titel Quellfluss erheben - oder zurückerwerben, etwa die Altmühl, durch deren heutiges Tal die Ur-Donau bereits vor Jahrmillionen strömte. Nichts bleibt, wie es ist - panta rhei. Um so erstaunlicher: Derartig bedeutsame geologische Veränderungen vollziehen sich nicht nur über den Zeitraum erdgeschichtlicher Epochen, sondern mitunter innerhalb historisch überschaubarer Zeitabschnitte. Ein Jahrtausend, erdgeschichtlich nur ein Wimpernschlag, kann genügen, den Verlauf eines großen Flusssystems umzulenken.
Donaueschingen. Am Ausgangspunkt einer Donau-Radwanderung gibt es erwartungsgemäß einen Radladen. Am Vorabend meiner Abreise, beim Festziehen der Radmuttern nach dem Kettenspannen, drehten beide durch. Deshalb frage ich hier nach Ersatz. Die Verkäferin verlangt einen Euro - pro Radmutter. Ist eine simple Radmutter wirklich so teuer? Alle wie viele Jahre kauft jemand Radmuttern, um den Preis infrage stellen zu können? Nicht die Nachfrage, sondern die Ungeniertheit des Marktes bestimmt den Preis. In Anbetracht des Umstandes, dass diese kleine Stadt es nötig hatte, sich zum Ursprung der Donau zu erklären, mag auch die Raffgier einer freundlich lächelnden Verkäuferin verständlich werden. Vom Tisch eines Straßencafé ruft mir ein Einheimischer zu: Wohin? An die Donau, antworte ich. Aber das wird er sich wohl denken können... Nach Wien, ergänze ich.
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Juli 2014. Ausgerechnet in dem Sommer, da ich meine Donauwanderung im Schlosspark in Donaueschingen beginne, wird der prunkvolle Quellbrunnen von Grund auf saniert. Die Baustelle ist von keiner Seite einzusehen, nur dank eines kurzzeitig unverschlossenen Zuganges gelingt mir der Blick auf das Fundament der Brunnenfassung. Die Skulptur, welche "Mutter Baar" verkörpern soll, wie sie der "jungen Donau" den Weg weist, wird derweil andernorts restauriert. |
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Ich finde meinen Weg - auch ohne mütterliche Wegweisung. Der wahrscheinlich längste Radweg der Welt führt mich von nun an rund tausend Kilometer an jenem Strom entlang, der Europa in der Antike in einen "zivilisierten" Süden und einen "barbarischen" Norden teilte, spätere Armeen überquerten die Donau tausendfach. Ich hatte mich eingelesen, doch ich will nicht den Pfaden der Weltgeschichte folgen. Ich erquicke mich, den Schmetterlingen gleich, an der Flowerpower des Wegesrandes. |
Der Donauradweg führt zunächst durch die Baar, eine Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, teils schnurgerade. Wohlgemeinte Ratschläge warnten mich vor meiner Reise, der "Klassiker aller Radwege" sei von Horden trödelnder Elektro-Bikes okkupiert... Tatsächlich begegne ich nur vereinzelten Sportradlern, über den Tag verteilt ein Dutzend schwer bepackte Fernstreckenradler, darunter drahtige Senioren, junge Pärchen, Familien - mit Kind im Anhänger. Die vermeintlich schleppende Radlerkarawane erweist sich als wohlfeiler Mythos. Wer denkt sich sowas aus und wozu? Damit lassen sich Verkehrslärm, Abgaswolken, Staus und schweren Unfälle auf den Autobahnen ausblenden. Und sogar vor Ort auf der Strecke werde ich noch gewarnt. Zwei Hippie-Seniorinnen erklären mir, spätestens mit Beginn der Ferien in Bayern hätte ich mich auf "Hunderttausende" radelnder Großfamilien einzustellen. Auch das bewahrheitet sich nicht.
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Zwischen Immendingen und Tuttlingen ist an über 150 Tagen im Jahr ein trockenes Flussbett zu sehen, dann ist nur das Glucksen in sogenannten Schlucklöchern zu hören. Doch nach mehreren heftigen Gewittergüssen strömen die schlammigen Fluten durch die etwa 12 Kilometer lange "Durststrecke" der Donauversinkung. Selbst bei eitel Sonnenschein zeigt die Donau dann keinen blauen Schimmer - das schmälert den Reiz der Landschaft nicht im geringsten.
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In den zahlreichen Flussauen, wo Regen, Grundwasser und überschappende Donaufluten kleine Seen bilden können, schimmert auch einmal das Blau des Himmels auf dem Wasser. Endemische Vorgelarten finden ihre Refugien. Im Gegensatz zur frechen "Stadtente" haben die scheuen "Wildenten" noch gesunden Entenverstand. Der zeigt sich auch darin, wie sie dem verharrenden Radler das Nahfoto vermasseln, in dem sie sich zügig aus dem "Schussfeld" entfernen...
Donaudurchbruch bei Beuron. Nahe dem Gasthof Jägerhaus ragen zu beiden Ufern imposante Kalksteinfelsen in den blauen Abendhimmel. In den schattigen Tälern "durchbricht" der Fluss das im Oberjura aus ozeanischen Sedimentablagerungen hervorgegangene Gebirge. Von der lärmenden Welt hinter den sieben Bergen ist in dieser Märchenlandschaft nichts zu ahnen - nur über fein geschotterte Waldwege und manche Steigung gelangt man in dieses letzte Paradies im übersiedelten Industriestandort Deutschland. An Orten wie diesen bewahrt die Donau die Mystik der Ewigkeit, obgleich doch gerade ein Fluss - panta rhei - Sinnbild von Verwandlung und Vergänglichkeit sein muss.
Anfangs fotografiere ich jede Burg doppelt und dreifach, doch ungezählt bleiben die Festungen und Ruinen, über tiefen Felsschluchten thronend, und aus jeder Richtung öffnen sie neue Eindrücke, werfen sie andere Schatten. Bald gibt der Fotograf in mir auf und überlässt dem andächtigen Staunen den Vortritt. Was ist schon ein Foto gegen das Innehalten! Ein starrer Ausschnitt, leblos ohne das Rauschen von Wind und Fluss, ohne den Duft der Wiesen und Wälder. Und doch vermag solch Bild ein Leben lang die Minuten erinnern, da man tief durchatmete und allen Verdruss des Alltages abstreifte, da man hinaufblickte zu jenem hohen Horzont und sich zugleich auf dem Gipfel des Berges wähnt, da man sich sagt: Hier darf ich Mensch sein - und niemand ist da, den das stört.
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Eine 20-prozentige Steigung ist selten; hat man sie geschafft, nimmt man die gereimte Einladung zum Verschnaufen gern an. Dort komme ich mit einer drahtigen Pensionärin aus Neuseeland ins Plaudern, ich übersetze ihr die Verse ins Englische. Auch für sie ist der Weg das Wesentliche, nur die Zeit begrenzt ihre Ziele. Vor den Bissen herumstreundender Hunde in Asien schützt sie sich mit einer LKW-Hupe! Angesichts derartigen Equipments und solch interkontinentaler Radtouren komme ich mir wie ein Anfänger vor...
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Vor Ulm: Die Donau nimmt langsam die Gestalt eines großen Flusses an, Seerosen blühen auf dem trägen Gewässer, dichter Schilf an den Ufern bietet Schutz vor Angelstrippen, gebietet der Plansch- und Badelust Einhalt. Hier gehört die Donau noch den Vögeln und Fischen allein.
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In Ulm: Das gotische Münster (höchster Kirchturm der Welt) und postmoderne Architektur, Seccomalerei an den mittelalterlichen Rathausfassaden, ein bisschen Venedig und viel deutsche Fachwerkidylle. Nicht nur an baulichen Kontrasten hat die alte Universitätsstadt einiges zu bieten, ein buntes Völkergemisch aus Studenten und Touristen trifft sich abends an den Bänken der langen Uferpromenade.
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Um Ulm herum: Noch ist der Fluss nicht schiffbar, doch ein Damm, auf dem der fein geschotterte Radweg hier verläuft, macht klar, dass die Donau gelegentlich mehr Breite sucht, als Menschen ihr zugestehen wollen. Wie an der Elbe, so überschwemmten die Fluten der Hochwasser von 2002 und 2013 auch hier ganze Dörfer und Stadtteile, und öfter.
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Marxheim: "Im Jahre 1865 wurde über d. Donau eine Brücke aus Holz erbaut", verkündet die Gravur am einstigen Fährhaus, 1898 durch eine Eisenkonstruktion ersetzt. Die auf einer Holztafel noch erkennbaren Fährpreise sind in Reichsmark angegeben: Für Fuhrwerke: "Einspänner -,80 RM, Doppelgespanne 1,80 RM. Eine graue Betonbrücke lässt heute alles rüber. Der im Radführer eingezeichnete Zeltplatz an der Mündung des Lech existiert nicht mehr, die "Bruckwirtschaft" ist belegt, doch eine Radlerpension bietet preiswerte Souterrain-Zimmer, Frühstücksbuffet und lieblich platzierte Binsenweisheiten wie: "Wer die kleinen Dinge im Leben schätzt, hat den wahren Weg zum Glück gefunden."
Auf der Gießkanne lese ich die Mahnung: "Ein Garten entsteht nicht dadurch, dass man im Schatten sitzt." Richtig, aber das ist sein höherer Zweck und den darf ich bei einem erfrischendem Bier genießen. Die freundliche Wirtin serviert es mir prompt und empfiehlt, nach der langen Pedaltreterei sei eine andere Bewegungsart durchs Dorf sicher eine gute Abwechslung. Als einfach mal zu Fuß. |
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Beim Spaziergang durch Marxheim fallen mir zahlreiche Transparente auf. Der Protest gegen neue Stromtrassen dürfte sich nicht nur gegen die Landschaftsverschandelung richten. Das laute Knistern der Hochspannung bereits vorhandener Leitungen ist respekteinflößend genug - bei jeder Unterquerung ist mein Motto: Ohren zu und durch! Wozu braucht die Energiewende lauter neue Stromtrassen?
Ich muss gestehen, dass meine Radlerseele beim Anblick dieses gepflegten Gebrauchtwagens noch einiges an Gleichmut dazulernen könnte.
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Einige Auen und Riede werden zu Natur- und Tierschutzgebieten re-naturisiert.
Ingolstadt hat sich herausgeputzt. Für ein Stadtjubiläum? Alles sammelt sich im mittelalterlichen Zentrum. Warum? Zum Mittelalterfest, darum! "Vier Taler" Eintritt verlangt eine üppig geformte Bauernmagd, und zwei Rittersleut mit Kettenhemden.
Weltenburg. Wieder muss sich die Donau durch enge Schluchten zwängen. Doch den tatsächlichen Durchbruch schuf ein älteres Flusssystem - die Donau strömte in erdgeschichtlicher Vorzeit durchs heutige Altmühltal und übernahm ers später das "gemachte Flussbett" eines unbekannten Vormieters, während die Altmühl fortan in Kehlheim, quasi als "Überbleibsel der Ur-Donau", in die heutige Donau strömt.
Benediktinerabtei Weltenburg: Zwei iro-schottische Mönche gründeten im frühen 7. Jahrhundert ihr Refugium an einer Stelle, wo zuvor schon die Legionäre Roms Befestigungen errichteten - auch prähistorische Siedlungsreste wurden beim heutigen Kloster gefunden. Von den Felsspitzen herab überspannten wahrscheinlich Seilbrücken den Fluss. Die heutigen Benedektiner machen ihrem Credo "Ora et labora" alle Ehre und haben sich dabei nicht nur auf Übernachtungsangebote eingestellt. Ein großer Biergarten im Innenhof bietet nach gar so anstrengenden 20 Minuten an Deck allerlei Speis und Trank.
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Die Marken an der Klostermauer zeigen, dass hier 1845 und 1999 deutlich höhere Pegelstände gemessen wurden.
Anlegestelle am Kloster Weltenburg. Kurz nach 9 Uhr entlädt das erste Schiff die ersten Passagiere. Zwei fröhliche ältere Herren immitieren das Nagnag einer Ente, und dann immitieren 20 belustigte ältere Damen die beiden fröhlichen älteren Herren. Die verwirrte Ente schwimmt Achten. Zur nur vier Kilometer langen Schiffspassage gibt es keine echte radlerische Alternative. Während rechts der Donau eine stark befahrene Landstraße über den hohen Eichberg führt, ist der Pfad am linken Ufer teilweise überflutet. Aber was würde man ohne die Fahrt auf dem Schiff verpassen! Wissenswertes über "Napoleons Koffer" zum Beispiel: ein mit etwas Fantasie irgendwie rechteckiger Felsbrocken. Den habe der General bei seiner hektischen Flucht dort stehenlassen müssen... |
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Majestätisch thront der Rundbau der Befreiungshalle auf dem Michelsberg bei Kehlheim. Bayerns König Ludwig I. ließ das weithin sichtbare Denkmal zum Gedenken an den Sieg über Napoleon errichten. Nach zwei Jahrzehnten Bauzeit wurde es 1863, zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, eingeweiht. |
In Regensburg (Blick von der Steinernen Brücke zum Dom) errreicht die Donau ihren nördlichsten Punkt, gleich zwei der nördlichen Zuflüsse fließen ihr hier zu, am westlichen Stadtrand die Naab und nördlich des dicht bebauten Inselstadtteils Stadtamhof mündet der Regen ein - der Fluss, der sich wie jeder andere mit Regen füllt, seinen Namen aber aus dem Lateinischen bezog, als Rom hier einige Regenten regieren ließ...
Die Klosterkirche St. Mang beherrscht den Stadtteil Stadtamhof auf der Donauinsel Oberer Wöhrd, die ich quere, um am nördlichen Ufer dem Radweg nach Donaustauf zu folgen. Radler, Skater, Inliner teilen sich Wege und Brücken, mutige Jünglinge erklimmen das Brückengeländer und lassen sich - von gleichaltrigen Mädchen ermutigt - beim Sprung in die Donau bejubeln.
Einige Kilometer hinter Donaustauf wird ein weiterer Monumentalbau sichtbar. Mit diesem Prachtbau wollte der Bayernkönig jene Heroen des Geistes verherrlichen lassen, die nach seiner Vorauswahl durch Werke "teutscher Zunge" dem Zusammenhalt der Nation förderlich geworden seien. Zur Vorgeschichte des patriotischen Aufbruchs gehört der Zusammenbruch des heiligen Römisches Reiches, der durch Napoleon initierte Rheinbund, der das Königreich Bayern überhaupt erst begründete und dem sich Ludwigs Vater Maximilian I. zu fügen hatte, indem er an französischer Seite gegen Preußen und dessen Verbündeten Russland ziehen musste.
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Walhalla: Nähert man sich dem Bau, lässt sich erkennen, wie sehr den Architekten Ludwigs der Partheon Pate stand. Da dem König für seinen Ruhmestempel an Autoren "teutscher Zunge" gelegen war, vermisste Heinrich Heine zur Einweihung, am 29. Jahrestag der Völkerschlacht, die Büste Matin Luthers, vielleicht auch die eigene. Jedenfalls verspottete er Ludwigs Eröffnungsansprache als "Walhalla-Wisch". Dem spöttischen Heine wurde 2010 allerdings ebenso ein "Marmorschädel" errichtet.
Mit dem Fernglas erkenne ich, wie die Besucher auf den Stufen der heiligen Gemäuer ihr Picknick halten. Ich bleibe im Tal und schone meine Kräfte.
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Frengkofen. Wer kennt es nicht, das schöne Dörfchen an der schönen braunen Donau. Der Fluss ist hier mächtig breit - oder hat noch den Platz, sich breit zu machen...
Nur die Dorfstraße trennt den schönsten Donaublick der Welt vom offenen Hof des legendären Gasthauses. Die alten Männer grüßen sich am Stammtisch: "Hoab die Ehre!"
Ein laues Windchen in der Luft zerstreut das Gesumms der Welt, das von Mücken wie das der Männer.
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Alles fließt, die Donau wie das Bier. Nach dem ersten Glas verlasse ich den Gasthof, quere das Sträßchen zur Donau - das zweite Bier serviert mir der Wirt an die sonnengewärmte Hochwassermauer.
An den Nebenarmen der Donau entschädigen die Ruhe und der Anblick von Schwänen für den Lärm und Gestank der nahen Autobahn. Nach der Stadt Wörth, zwischen Tiefenthal und Hofdorf, führte der Radweg einige Kilometer direkt an der A3 entlang. Das Schild, das die Radler im Naturschutzgebiet zur Achtung der Natur mahnt, sollte besser über der Autobahn hängen...
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In Bayern wird durchaus einiges zur Förderung der Radelei getan. Reichlich vorhandene Radrouten sind bestens ausgeschildert und im Internet wird das "Bayernnetz für Radler" ausgebaut.
Besser man hat einen Reserveschlauch - und braucht ihn nicht. Gelbe Schilder werben bereits weit vor einer Fahrradwanderer-Oase um Kundschaft. Leider ist die "Oase" dann nur ein schnöder Baumarktpavillon im Vorgarten einer Nebenstraße - was nicht weiter stört, denn es ist ja eh kein Personal zu sehen...
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Straubing. Nach
all den hübschen alten Städtelein mit all ihren hübschen alten Türmelein hätte ich dieses reizende Kaff beinahe rechts liegen lassen.
Doch da ich das liebliche Dörfchen Frengkofen ohne Frühstück verlassen hatte und die Pondorfer "Oase" nur eine leere Versprechung blieb, knurrte mein Magen inzwischen um so lauter.
Ob die Besitzer dieser Hütte an die Schwärme von Mücken gedacht haben, die dem Tümpel an windstillen Sommerabenden entsteigen?
Niederalteich ist nah am Wasser gebaut, doch die cleveren Benediktinermönche, die den Ort im 8. Jahrhundert begründeten, suchten sich für ihr Kloster den höchsten Platz aus und nannten das Drumherum Altaha. Das bedeutet so viel wie Altwasser und könnte auf all die umherdümpelnden Bächlein gemünzt gewesen sein. Heutige Zierde des Dorfes ist die im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts vollendete barocke Basilika.
"Hochwasserschutz nicht auf die lange Bank schieben!" fordert ein Zettel an der langen Bank... Die steht auf dem Deich und verspricht für heute einen ruhigen Donausonnenuntergang. Doch wie alle Gemeinden an diesem Flussabschnitt hat Niederalteich einschlägige Hochwassererfahrung. 2013 versank das ganze Dorf im Donauschlamm, nur die Basilika blieb trocken. Manches Gästezimmer konnte erst vor kurzem wieder seinem Bestimmungszweck zugeführt werden.
Iller, Lech, Isar, Inn flossen rechts zur Donau hin. Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen kamen ihr von links entgegen... Da fehlt noch einer: die Ilz! Die mündet hier in Passau ins Nordufer der Donau, also von links - im obigen Bild von rechts. Der gegenüber am Südufer mündende Inn ist im alten Schulreim schon drin. Das als Dreiflüssestadt hofiert Passau erreiche ich bei wolkenverhangenem Himmel.
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"In Passau fühlt der Reisende, dass das Fließen des Wassers Sehnsucht nach dem Meer bedeutet", schreibt Claudio Magris - und ergänzt noch etwas blumiger: "Verlangen nach der Glückseligkeit der offenen See." Schon in den folgenden Sätzen relativiert er seine Schwärmerei und fragt sich, ob er sich "derartige Empfindungen" nur einbilde, weil er sie ebenda, im Café San Marco, zu beschreiben versuche. Im nächsten Satz bringt er es auf den Punkt: "Wahrscheinlich erfindet und fingiert man jede Glückseligkeit nur auf dem Papier."
Nähert man sich Passau von Westen her, so ist alle Glückseligkeit dahin. Die Gleisanlagen und die stark befahrene Hochstraße verströmen den Charm einer hässlichen, grauen Vorstadt. Die geht allerdings nahtlos in die beschauliche Altstadt über. Vor dem alten Rathaus staune ic ein weiteres Mal über Hochwassermarken - der Rekordhöhe von 1501 folgt die des Juni 2013. Die Nässe steckt noch im Gemäuer. Wo bei Hochwasser gleich drei Flüsse aufeinander treffen, ist deren "Sehnsucht nach dem Meer" besonders groß.
In Passau endet Teil 1 des Donau-Radweges. Doch das Ende des ersten Teils ist nur der Anfang meines zweiten Teils.
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Schlögener Schlinge in Oberösterreich. Hier wendet die Donau ihren Lauf um 180 Grad von Südost nach Nordwest, als wolle sie zurück nach Passau. In seiner ganzen Dimension ist dieser Mäander nur vom Berggipfel des südlichen Ufers sichtbar. Nach der Überfahrt frage ich eine kesse Jungerwachsene, die sich bereits bei der Überfahrt als Ortskundige zu erkennen gab, nach dem Weg zur besten Aussicht. Der Fährmann bespöttelt sie als "Reiseleiterin". Ihre ausführliche Beschreibung - sie begleitet mich ein ganzes Stück - trifft exakt zu: Mit dem Rad und Gepäck ist der Weg zu steil. Außerdem ist es schon spät und am Himmel hängen scharze Regenwolken.
Den ganzen Tag begleitet mich nasses Wetter. Mein knallrotes Regencape erfüllt seine Existenzberechtigung.
Schwimmende Hotels von erstaunlicher Länge kurven scheinbar mühelos durch die Flussbiegungen. Der Kapitän hat noch Kapazitäten für ein Hupkonzert, sogar um Mitternacht gab es keine Gnade. Wie nennt man, wenn unter den Fahrgästen eines Schiffes jemand beginnt, einem Passanten am Ufer zu winken und alle machen es nach? Ich würde es Schwarmintelligenz nennen.
Beim Schifferkreuz zwischen Aschach und Neuhaus, so verkündet eine Infotafel, "verrichteten die vorbeifahrenden Schiffsleute ihr Gebet um sichere Fahrt. Eine Viertelmeile vom Hochgericht der Herrschaft entfernt rief es mahnend die rauen Gesellen zur Ordnung auf."
Anno 1802 sei an dieser Stelle ein Schiffermeister aus den Donaufluten errettet worden. Als Dank dafür sah er sich verpflichtet, ein Denkmal zum Ruhme seines Gottes zu stiften. 1926 befestigen Mitglieder der "Arbeiterschaft der Strombauleitung" und der "Schifferzunft" links und rechts des hoch am Fels angeschraubten Freiluftaltars je einen Seitenflügel mit ihren eigenen Insignen.
Linz. Die nach Wien und Graz drittgrößte Stadt Österreichs entstand vor fast 2000 Jahren aus dem römischen Kastell Lentja. Der vom Westen in die Stadt führende Radweg bleibt am Nordufer und wendet sich mit dem Fluss in großem, nach Süden verlaufenden Bogen um die Innenstadt herum. Ich will einerseits das Stadtzentrum erkunden und andererseits diagonal abkürzen, deshalb nehme ich die erste Brücke und komme um das Gewimmel der City nicht herum.
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Am rechten Ufer verursacht der LKW-Verkehr enormen Lärm und Abgase. Der umstrittene "Westring" könnte den Verkehr in Linz einerseits entlasten, würde dann aber auch weitere Naturlandschaft an der Donau zerstören, wie das Transparent an der Hausfassade warnt. Das größere Problem der Stadt, zugleich ihr wichtigster Arbeitsplatz, ist das im Südosten angrenzende Industriegebiet. Die Stahlwerke und chemische Großbetriebe verpesten die Luft riechbar. Obgleich die Schadstoff-Emissionen (SO2, NO2, CO2, Feinstaub) seit Mitte der 1980er beachtlich gesenkt werden konnten, im Südosten, wo ich die Stadt verlasse, stinkt es noch immer unerträglich. |
Zur düsteren Industrielandschaft bei Linz kommt der von Regenwolken verhange Horizont. Zügig versuche ich dem Ballungsraum zu entkommen. Noch weit nach der Stadt rattern Förderbänder.
Nach dem albernen Dorf Albern bringt mich eine Radfähre ans andere Ufer - gegen die starke Strömung des Mäanders und des Hochwassers ankämpfend. Die einmündende Enns führt der Donau hier weitere Wassermengen zu.
Die Niederschläge der vergangenen Tage haben die bereits gut gefüllte Donau weiter ansteigen lassen, gelegentlich ist der Radweg vorsichtshalber gesperrt, manchmal bereits unter Wasser. Ein alter Mann hält mich an, um mir zu verraten, wo ich die Verbotsschilder ignorieren könne und wo ich sie ernst nehmen müsse. Meine Fragen schon von Weitem ahnenden Senioren begegne ich immer wieder.
Für den Hochwasserschutz in Oberösterreich wurde bereits Mitte der 1990er der sogenannte Machland-Damm geplant, infolge der Auswirkungen des Hochwassers vom August 2002 wurden die veranschlagten Dammhöhen jedoch deutlich erhöht. Nach der weitgehenden Fertigstellung im Jahr 2012 wurde der mutmaßliche Pegelstand vom 14.8. 2002 - hier beim Dorf Labing - eingezeichnet. Der Marke zufolge hätte der Damm das Dorf im August 2002 vor einer Überflutung bewahren können. Im Juni 2013 setzten die Donaufluten bereits vor Linz, bei Feldkirchen, ganze Landstriche unter Wasser. Die dadurch unfreiwillig zum "Retentionsraum" gewordenen Orte dürften keinen geringen Einfluss auf die Entlastung im Machland gehabt haben, wo die Dämme zwar standhielten, aber dennoch Wasser über die mobilen Aufbauten schwappte.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass hier parallel zum Dammbau auch die Schaffung von Retentionsraum realisiert wird, eine für Mitteleuropa in dieser Größenordnung einzigartige Maßnahme, wodurch die Donau ingesamt 600 Hektar als Aulandschaft und Überflutungsgebiet zurückerhält. Dafür werden 252 Häuser und Höfe "abgesiedelt", d.h. abgerissen, fünf Dörfer verschwinden von der Landkarte. Man bittet um Verständnis: "Werter Radgast! Haben Sie bitte Verständnis für noch bestehende Abbruchhäuser und genießen Sie die rückgewonnene Naturlandschaft!" - Aber gerne doch!
Ybbs. In der am gleichnamigen Fluss gelegen kleinen Stadt gibt es ein Fahrradmuseum, nicht viel größer als ein Tante-Emma-Laden. Das sollte wohl ein Muss für jeden Radwanderer sein. Ich parke mein eigenes Zweirad direkt neben dem Eingang und begebe mich auf einen Rundgang durch die Geschichte des Fahrrades...
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Da ich der einzige Besucher des Museums bin, führt mich die Kassiererin durch die zwei verwinkelten Räume. Neben der Erläuterung historischer Fakten demonstriert sie mir das Aufsitzen dieses Damenrades, ein Dreirad, und ist mir beim Erklimmen des Hochrades behilflich. Fürs Foto hält sie auch die passenden Hüte bereit. Schwieriger ist es übrigens, da wieder runterzukommen... |
Das von Benediktinern bewohnte Stift Melk throhnt als Wahrzeichen auf einer Felsanhöhe vor der Stadt, seit 2000 ist die barocke Klosteranlage Bestandteil des Unesco-Kulturerbes Wachau.
Die Wachau, das von hohen Bergen gesäumte Donautal zwischen Melk und Krems, ist das beliebteste Ausflugsziel Niederösterreichs. In die Winzerstuben am Nordufer, das als Hauptroute des Donauradweges ausgewiesen ist, ergießen sich Bus- und Schiffsladungen betagter Fahrgäste. Am Südufer lässt es sich nicht ruhiger radeln. Während der Weinbau an den Südhängen des Nordufers günstige klimatische Bedingungen vorfindet, kann das am südlichen Ufer gelegene Mostviertel eine lange Tradion im Obstanbau aufweisen.
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Die "Radlertränke" kommt mir wie gerufen, gewöhnliches Leitungswasser, dafür so viel du willst und kostenlos.
"Diese Linde wurde anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josef I. am 2. 12. 1908 gepflanzt", lässt das ovale Schild den Wanderer wissen. |
Marillen, so heißen hier die Aprikosen, und die gibt es in den verschiedensten Sorten - von der schon im Juni reifen "Ungarischen Gelben" bis zur erst Anfang August reifenden "Kremser Rosenmarille", die ich hier beim Bauern kaufe. Auch Saft und Schnapps wird aus den Früchten gemacht, im westlichen Mostviertel überwiegend aus Birnen.
Kartause Aggsbach. Von meinem Zimmer in der Pension Lechner fällt der Blick auf das im 14. Jahrhundert gegründete Kartäuserkloster.
Am Morgen sehe ich mir die alten Gemäuer etwas genauer an. Neben den einst vor weltlicher Geschäftigkeit abschirmenden Mauern sind in späteren Jahrhunderten etliche An- und Umbauten entstanden. Durch Kaiser Karl Josef II. wurde das Anwesen Ende des 18. Jahrhunderts zum Schloss umfunktioniert.
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Trotz der heutigen Nutzung als Museum und Veranstaltungsort strahlen die verwinkelten Gebäude noch etwas vom ursprünglich religiösem Refugium aus. In dieser frühen Morgenstunde lässt sich die einstige Abgeschiedenheit noch erspüren. |
In der Donauschlinge zwischen Weißenkirchen und Dürnstein können sich die Obstplantagen ausbreiten, hinter Weinreben und Apfelbäumen ragt der Turm der Dürnsteier Stiftskirche empor. Mit seiner ungewöhnlichen blauen Färbung fesselt er meine Augen eine Weile, bevor sie hinauf zur Ruine einer Burg aus dem 12. Jahrhundert schweifen.
Zahlreiche Staustufen wühlen in Österreich die Donau auf, die Wasserkraftwerke queren den Fluss und verunstalten große Abschnitte des Flusses. Gegen die Risiken der Kernenergie und Atommüll-Endlagerung mag der Kompromiss vertretbar sein. Doch ich frage mich immer wieder, ob es so viel Strom überhaupt braucht? Die meiste Energie wird ja doch für die Produktion völlig unnützer Produkte verschwendet...
Manchmal entscheiden tatsächlich wenige Kreuzchen über wichtige Entscheidungen. |
Direkt am Donau-Radweg liegt auch das 1977 fertiggestellte Kernkraftwerk Zwentendorf. Österreichs damaliger Bundeskanzler Bruno Kreisky hatte mit einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung gerechnet und ließ 1978 eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme abhalten. Für den seines Erachtens unwahrscheinlichen Fall einer Gegenmehrheit kündigte der Befürworter siegessicher seinen Rücktritt an... |
Und siehe da! Der sehr knappe Ausgang (50.47 % Gegenstimmen) verhinderte die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes - für Kreisky kein Grund, den lauthals angekündigten Rücktritt einzulösen... Damit war in Österreich allerdings der Atomausstieg quasi schon vor dem realen Atomeinstieg eingeleitet worden - seit 1999 ist der Verzicht auf Kernenergie in der österreichischen Bundesverfassung festgeschrieben. Die größte Investruine Österreichs dient allerdings dem Personal baugleicher AKWs in Deutschland noch für Trockenübungen.
Wien. Anlässlich eines Symposiums während meiner Studierjahre besuchte ich die Stadt erstmals. Und nun staune ich, was seither am linken Donauufer aus Beton und Stahl in den Himmel gewachsen ist. Das passt so gar nicht ins Postkarten-Wien meiner Erinnerungen. Noch weit vor dem Stadtzentrum, unter einer Brücke auf der Donauinsel, sitzt ein junger Mann mit seiner Gitarre, dem ich gern zugehört hätte. Doch mein vollgepacktes Rad samt meiner daran befestigten Ukulele wecken sein Interesse ebenso. Er spricht mich auf meine Reise an - und zögert nicht, mir seine Westerngitarre in die Hand zu drücken. Dann bringt er mich unweit von hier in der Wohnung eines Freundes unter. So bleibt mir die Quartiersuche erspart - und ich habe den ganzen Nachmittag fürs schöne alte Wien.
Auch in der Wiener Altstadt ist die Zeit nicht stehen geblieben. In den Glasfassaden moderner Gebäude spiegeln sich die sogenannten Heidentürme des Stephansdoms, der wegen seiner - die Epochen übergreifenden - Anbauten selbst ein Konglomerat verschiedenster Baustile wurde.
Wer ohne Zwang nach Wien kommt, dem dürfte die Tatsache, dass die Stadt unter anderem den Sitz der OPEC, der OSZE und der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) inne hat, so gleichgültig sein wie der jungen Frau, die sich vor den Fiakern ablichten lässt.
Schon im 16. Jahrhundert empfand ein Dichter Wien als das Babel Europas. Mindestens 17 Sprachen, darunter Hebräisch, "Teutsch" und Syrisch, hat der Dichter aufgezählt, den Claudio Magris für einen Übertreiber hält, indem er das kürzeste (aus nur zwei Sätzen bestehende) Kapitel seiner Donau-Biographie mit der Überschrift "Die Lügen der Dichter" betitelt. Tatsächlich beheimatet die einstige Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches auch heute noch ein buntes Völkergemisch und somit kulturelle Traditionen, die verschiedener nicht sein könnten. Doch eines verbindet gelegentlich alle. Und das ist der Gebrauch des Regenschirms.
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Sie hat gut lachen... Denn sie hat, was andere auch gern hätten: die Schirmherrschaft über einen vor himmlischen Güssen schützenden Regenschirm. Das zaghaft einsetzende Gewitterchen verwandelt das Straßenleben flink in eine bunte Regenschirmparade. Zwar wäre ich mit Regencape und Schirm selbst gut gewappnet gewesen, um so besser aber ist, dass ich bereits unter einem großem Schirm sitze, wo ich den Regen einfach nur aussitzen muss. |
An der Kreuzung Jungfernsee/Graben genehmige ich mir derweil eine kühle blonde Zielprämie!
Auf dem Wiener Kohlmarkt, gibt es zwar keinen Kohl, aber man braucht gewiss einige Kohle, um etwa bei Jorgio Armani (links unter der Uhr) oder in den anderen noblen Boutiquen der City einkaufen zu können. Zum Nachteil Wiens lasse ich selbst nur die vier Euro für mein Getränk in der Stadt. Als Radler muss ich mich in Sachen Gepäck ohnehin aufs Nötigste beschränken. Mögen die beiden Blondinen meinen Geiz durch großzügigere Ausgaben zum Wohle Wiens kompensieren...
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Was weder der oberster Feldherr und Großwesir des Osmanischen Reiches noch die Straßenfotografierer von Google Maps geschafft haben, schaffte der Fahrer eines Gebrauchtwagens aus Kuweit: in die Fußgängerzonen der Wiener Innenstadt vordringen. |
Am frühen Abend verlasse ich die City, radle den Donaukanal entlang, am imposanten Hundertwasser-Komplex vorbei - und treffe mich mit Io, dem Straßenmusiker. Gemeinsam radeln wir dann auf die Donauinsel zum Freiluft-Konzert des bayrischen Barden Hans Söllner. Von einem Hügel neben dem umzäunten Konzert-Areal lässt sich die Bühne kostenfrei einsehen. Doch die Band verrührt jedes von Söllners frechen Liedern in den selben Raggae-Brei, das macht die Verständlichkeit der Texte für mich nicht einfache.. Die eigentliche Attraktion des Abends sind die Blitze, die den nächtlichen Wiener Himmel in ein magisches Lichterspiel verwandeln. Wunderbar zieht das Gewitter um die Stadt herum und verschont uns von seinen Niederschlägen.
Nach dem Konzert, dessen Ende wir nicht abwarten, zieht Io noch einmal mit seiner Gitarre los. Er habe eine gute Stelle entdeckt, die später alle Konzertbesucher passieren müssten - dort gebe es keine Überwachungskameras und keine Polizei. Wie er mir später erzählt, hat es sich gelohnt.
Unterwegs mit der Ukulele
alles-uke.de
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