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Memoiren aus dem Ukulele-Leben

2013

Reif für die Insel



Ich weiß nicht, was mich in jener Nacht nach dem Neujahrskonzert mit meinen Schülern geritten hatte - ich ließ es mir mit einer Flasche Wein gutgehen und danach traf ich eine folgenschwere Entscheidung, die ich nüchtern nicht getroffen hätte. Inspiriert durch die exotischen Fotos, die mein belgischer Musikfreund auf der kanarischen Insel La Palma während eines Rosenmontagsfestes gemacht hatte, erwachte in mir der ethnologische Feldforscher. Zunächst werfe ich einen Blick in den Kalender, um zu sehen, wie der Rosenmontag in diesem Jahr fallen würde. Bingo! Mitten in die Winterferien! Das wäre die Gelegenheit für einen großen Ausflug.

Also Nächstes studiere ich ein bisschen die Ausflugspreise - nur mal gucken. Gucken kostet ja nichts. Auch da sprach eigentlich nichts dagegen, mal eine etwas weitere Reise zu unternehmen. Und ein paar Klicks später habe ich dann bereits ein Ticket von Berlin nach Santa Cruz de la Palma gebucht. Moment mal... Ich wollte doch eigentlich nie wieder in ein Flugzeug steigen! Nach 9/11 war der Himmel für mich ein Ort des Grauens - der Gedanke, in einem Flugzeug zu sitzen und fürchten zu müssen, dass ein Verrückter an Board ist, der bereit ist, mich und Hunderte Mitreisende für seinen Traum vom Paradies in den Tod zu entführen, ist eher ein Albtraum.

Und ich habeich jetzt also ein Flugticket gebucht? Ganz einfach - per Kreditkarte im Internet gebucht. Kann ich das irgendwie rückgängig machen? Nö, sieht erstmal nicht so aus. Und wenn doch, dann sicher nur mit signifikanten Einbußen. Und dazu wiederum, also für etwas zu zahlen, was ich nicht in Anspruch nehme, bin ich dann wirklich zu geizig. Es gibt kein Zurück. Also Flucht nach vorn. Ich muss mir eine Unterkunft suchen - ein Quartier auf einer der für diese Tage des Jahres womöglich begehrtesten Inseln der Welt.

Dank eines Stornierers gelingt mir der Coup, nahe der Stadt Santa Cruz ein Quartier zu buchen. Und weil das alles klappt, sehe ich darin einen höheren Plan - ich gelobe mir, diese Reise als Vorschussbelohnung für die Absicht anzulegen, mein schlimmstes Laster aufzugeben. Als Motivation dient mir der Hintergedanke, dass ich durch den langen Flug und die Stunden beim Checkin ohnehin einen halben Tag lang zum Verzicht aufs Rauchen gezwungen wäre, da hätte die andere Hälfte des Tages doch eine gute Chnance.



Über den Wolken

Mitten im tiefsten Winter, am 8. Februar 2013, und in aller Freitagsfrühe, bei frisch gefallenem Schnee, beginnt meine Reise in den Süden - zunächst einmal von Süd nach Nord, denn ich muss von Dresden nach Berlin - zum Flughafen Berlin-Tegel. In der S-Bahn buntes Menschengewirr, das zur Arbeit fährt. Ich bin zwei Stunden vor dem Start am Check-in. Danach wird die Zeit lang - ich bin bereits in der Rauchverbotszone. Was soll ich nur die ganze Zeit mit meinen Fingern machen, wenn ich damit keine Zigarette festhalten kann?!

Das starke Schneetreiben predestiniert meinen Flug für einen Ausfall oder starke Verspätung - an den Bullaugen des Flugzeuges klebt der Schnee. Mit nur einer knappen Stunde Verspätung rollt der Airbus 321 zur Startbahn, hebt ab und fliegt in hohem Bogen über die große Stadt, in der ich ein ganzes Jahrzehnt lebte. Unter mir zieht ein verschneites Deutschland vorrüber, Frankreich aber ist weitesgehend schneefrei.
 



Die Gipfel der Pyrenäen sind weiß. Seit etwa fünf Stunden bin ich erzwungenrmaßen Nichtraucher, einer guter Anfang - ob ich ihn durchstehe, wenn ich wieder festen Boden unter mir habe? Spanien, Nordafrika, dann das Blau des Südatlantiks - gelegentlich ist eine Insel zu erkennen, dann kommt der Vulkan der Insel Teneriffa in Sicht. Nach einer lang gezogenen Rechtskurve setzt die Machine gegen 14 Uhr zur Landung auf dem kleinen Flugplatz von Santa Cruz de la Palma an. Wegen der kurzen Landebahn kann der Flugplatz nur bei guter Sicht angeflogen werden - erst vor wenigen Tagen, erklärt mir später der Inhaber des Appartemento Miranda, mussten wegen des Sandes, den der Wind aus der Sahara über die Kanaren treibt, für La Palma gelante Landundgen zum größeren Flughafen auf Teneriffa umgeleitet werden.


Gelandet

Mein "Studio", so heißen die Appartements in spanischen Landen, ist geräumig und hat eine kleine Küche - ideal wenn man jemand zum Kochen dabei hat… Das Schönste aber ist der Balkon mit Meeresblick, von wo man abends das Flimmern der Lichter im Hafen von Santa Cruz sieht - und als Frühaufsteher den Sonnenaufgang bewundern kann.
 





Erkundungsausfahrt im Norden

Die Wolken hängen an der östlichen Küste der Insel - Herr Mueller, der Manager des Appartemento, zeigt am Computer die Webcams zur Wetterlage, hält einen kleinen Vortrag über das Inselklima und die Sehenswürdigkeiten La Palmas. Weil der Westen mehr besonders heute mehr Sonne abbekommen wird, empfiehlt die Inselerkundung an Westküste zu beginnen.



Ich fahre also gen Westen zum Nationalpark Caldera de Taburiente. Der Parkplatz ist noch nicht geöffnet - ich müsste den Mietwagen in der Ortschaft davor abstellen und ein Taxi nehmen, um weiter in den Park vorzudringen, von wo aus die Wanderwege entlang des Kraterbeckens führen. Das lasse ich erst mal aus und fahre weiter zur Westküste. Seite dem Einbruch einer Kraterflanke vor Jahrmillionen entwickelte sich im dem nach Südwesten offenen Tal ein eigenes Biotop, in das die Sonne des Nachmittags und Abends dringt, während an den felsigen Kratergipfeln Wolken kondensieren, der ihr frisches Nass die Vegetation versorgt.

Ich passiere El Paso und lasse Los Llanos de Aridane, die zweitgrößte Stadt der Insel, links liegen. Zwischen Tijarafe und Tinizara, an einer auf etwa 1000 Meter über dem Meer gelegenen Straße der Westküste, befindet sich ein Restaurant namens Mirador La Muralla. Hier kann man sich Tapas (Teller mit verschiedenen Salamisorten, Schinken, Käse, Oliven) servieren und den Blick aufs Meer hinausschweifen lassen. Mit dem Ferglas erkennt man die Gewächshäuser der Obstplantagen bei den kleinen Küstenorten im Süden.

Unterwegs lese ich einen Tramper auf, der wie ich zum Roque de los Muchachos möchte, dem höchsten Aussichtspunkt an der um die 2400 hohen nördlichen Kraterflanke. Das Ende der Sepentinen - hoch über den Wolken ist von Observatorien gesäumt, darunter das Gran Telescopio Canarias. In klaren Nächten wandert hier das funnkelde Universum mit unserer Galaxie über den Horizont.
 



Nach einigen Schritten über den steinigen Pfad fällt der Blick über die bizarre Felsenwelt des Vulkankraters. Was sich nicht an den Nordost-Hängen der Insel abregnen kann, saugt der Fallwind in den nach Südosten offenen Vulkankrater - der im Tal liegende Nationalpark Caldera de Taburiente heißt das frische Nass willkommenen. Der Anblick der ins Tal rauschenden Wolken faszinierend.

 
Luca, der italienische Tramper, möchte an einem kleinen See im Nordosten kampieren - das ist auch etwa in meiner Richtung und so bleibt er mein Beifahrer. Doch der nahezu kreisrunde See sieht schon auf der Landkarte unnatürlich aus - tatsächlich erweist er sich als ein künstliches Wasserbecken, betoniert und fast leer. Der naheliegende Campingplatz wirkt auch sonst wenig einladend, sodass sich Luca entscheidet, weiter mitzufahren.

Luca fragt einen alten Mann nach dem Weg - das in einem Mix aus Spanisch und Italienisch geführte Gespräch hört sich flüssig an, doch Luca gesteht mir hinterher, dass er kaum die Hälfte verstanden habe. Ich selbst verstehe auch nur „ma-o-meno“ - mehr oder weniger da entlang. Dabei geraten wir auf einen völlig abgelegenen Weg, wo nur sehr selten ein Auto zu fahren scheint - Apfelsinenbäume lassen ihre reifen Früchte direkt auf die Straße fallen. Ich muss nur die Autotür öffnen, um von meinem Sitz aus Apfelsinen auflesen zu können. Der Weg endet dann - mas o menos - in einem Feld. Wir müssen umkehren, gelangen in abgelegene Bergdörfer - sprachliche Missverständnisse und sonstige Zufälle sind manchmal auch ein guter Reiseführer.

In die urwaldartigen Täler des Lorbeerwaldes von Los Tilos dringt zu dieser Abendstunde kein Sonnenstrahl mehr - für eine kleine Wanderung ist es auch schon zu spät, zu kühl, zu nebelig. An der Ostküste in südlicher Richtung sucht Luca nach einem Platz zum Übernachten im Freien. Doch unterhalb der durch Tunnel führenden Straße ist kein geeigneter Platz zu finden. Ich biete Luca an, mit nach Santa Cruz zu mein Appartemento zu kommen - auf meinem Balkon sei er sicherer aufgehoben als zwischen den rauen Klippen an der nebligen Küste. Luca erwägt die Einladung ein Weilchen, doch dann glaubt er, eine geeignete Stelle gefunden zu haben, so dass er mein Angebot verwirft. Sei es Abenteuersucht, Naturliebe oder ein beschränktes Reisebudget, der junge Mann verpasst dadurch einen großartigen Abend in Santa Cruz.



Abends in Santa Cruz de la Palma

Mittels Mietwagen erkunde ich zunächst die Umgebung von Santa Cruz, zufällig komme ich an der idyllisch gelegenen Kirche Virgin de la Nieves vorbei - die spätnachmittägliche Sonne lässt sie erglänzen, doch ich habe den Farbfilm vergessen... Bevor ich am Abend in die schöne alte Stadt fahre, halte ich an meinem Appartemento und hole meine Lumix-Kamera und die Sony-Videocam. Schnell taucht die Sonne hinter dem Vulkangebirge ab. In der Stadt wird es duster, aber die meine Lumix schafft noch beachtliche Aufnahmen.

 

In den Straßen von Santa Cruz tummeln sich kostümierte Kinder. Als ich durch die Gassen der Altstadt streife, entecke ich den der Anlass der Kostümierung: ein kunterbunter, von Kindergruppen angeführter, thematischer Straßenumzug. Nach infantilen Marienkäfer-Kostümen kann ich bei den größeren Jungs über Sträflingskostüme staunen - und bei den hübschen Mädchen die seltsamen Phantasy-Kostüme, für die es wahrscheinlich Film-Vorlagen gibt

Das bunte Treiben in den Gassen der Stadt wird inzwischen nur noch durch Laternen erhellt, jetzt beginnt der Spaß auch für die größeren Verkleidungskünstler - und für mich besonders dank der exotischen Musikkapellen. Ein bisschen Fiesta Mexicana und ein bisschen Buena Vista Social Club - das ist der Zeitpunkt, an dem der Ukulele-Lehrer seine Fotokamera gegen die Videokamera eintauschen muss.
 


Musikalischer Höhepunkt ist die Teilnahme eines personalstarken und sangeskräftigen Ensembles, das seine Lieder mit typisch kanarischen Instrumenten begleitet - dazu gehören die mandolinenartige Bandurria und die ukulelenähnliche Timple, aber auch Bongos, Tambourin und eine Trompete sind im Einsatz. Dass ich gelich am zweiten Abend meines Inselurlaubes derartig berauschende Stunden erleben kann, ist äußerst beglückend. Dabei vergesse ich glatt, dass ich nicht mehr rauchen wollte. Aber wie soll das auch gehen - auf einer Insel, wo an jeder Ecke handgedrehte Zigarren angeboten werden und wo eine Schachtel Zigaretten nur 1,50 kostet?



Einheimische aus allen Winkeln der Insel, aber auch Besucher von benachbarten Inseln und eine Kreuzschiffladung Touristen aus aller Welt treffen sich am Rosenmontag in Santa Cruz, ein Drei- bis Vierfaches der eigentlichen Hauptstadtbevölkerung. Palmerische Zeitungen übertreiben die Zahlen angeblich gern, allein die Kapazität an Übernachtungsmöglichkeiten begrenzt gar zu kühne Schätzungen. Im Gegensatz zu benachbarten Inseln wurde der rigorose Bau von Hotelburgen auf La Palma verhindert, was der Insel und ihrem Fest das besondere Flair bewahrt.

Die Einheimischen wie die eigeweihten Besucher imitieren einen Schick, wie er um die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert auf Kuba in Mode war, denn sie parodieren auf diese Weise die einstigen Heimkehrer, die "Indianos" genannt wurden, nachdem sie es als Gastarbeiter auf Kuba zu einigem Wohlstand gebracht hatten.  Sichtbare Attribute erfolgreicher Heimkehrer waren Koffer voller Geld, Panamahut und dicke Havanna-Zigarren. Bei Frauen gehörten elegante Kleider, Fächer und kostbarer Schmuck dazu.

Bereits am Morgen sammeln sich zahlreiche "Indianos" und "Indianas" in den Straßen der Stadt, doch offiziell beginnt das Straßenfest erst mittags am Rathaus von Santa Cruz - mit exotischen Drinks und einer Band, die jede Menge kubanische Ohrwürmer a là "Buena Vista Social Club" anstimmt. Am Nachmittag breitet sich das Fest von der historischen Altstadt auf die gesamte Stadt aus, insbesondere auf die Avenida Maritima an der Küste. Die Musikanten konzentrieren sich jedoch in den beschaulicheren Winkeln der Stadt.

  Der Tag der Indianer




Noch hat der Puderverkäufer nicht viel zu tun und verfolgt das weiße Treiben etwas grießgrämig - das wird sich im Tagesverlauf, wenn es die hübchesten der Welt bei ihm Schlange stehen und die Münuen in seiner Kasse klimpern, ändern. Und dann wird auch sein dunkelblauer Pullover nicht mehr ganz so dunkelblau sein...


 


 




 

Die etwas durchhängenden, nichtsdestotrotz reizvoll anzusehenden Holzbalkone in der Avenida Maritime sind ein beliebtes Fotomotiv. Wenn jedoch elegant gekleidete Indianer und Indianerinnen vor den betagten Fassaden posieren, wird das fotografische Interesse abgelenkt. Beim Fest aller Feste muss es nicht immer der extravagante Schick sein, aber viel Weiß sollte schon dabei sein.





 
Direkt an der Zuckerrohrpresse werden exotische Drinks zubereitet - alles ganz frisch gepresst, allerdings lagert sich auf Zutaten wie Zuckerrohr unvermeidlich das Babytalkum aus der Luft ab und vermengt sich somit in den süßen Getränken. Der Tag ist noch lang, ich fang gar nicht erst damit an. Das kann weniger willenstarke Personen nicht davon abhalten, sich ihrem Genuss hinzugeben. Nach dem dritten Cuba Libre sind allerdings auch die einsamsten Indianerinnen selig und neigen bisweilen zu Umarmungen fremder Ukulele-Lehrer.

 




 

Gucken ist erlaubt

An diesem Tag haben alle etwas Besonderes auszufahren - der eine sein altes Automobil, die anderen ihren Busen. Das eine darf jeder mal anfassen, das andere erfordert eine individuell erteilte Zugangsberechtigung. Aber Gucken ist erlaubt - sehen und gesehen werden ist das Credo jeder großen Festivität.



 




 



 

In Sachen Kleider und Hüte wetteifern schon die kleinen Senoritas mit den großen. Nur die mobilen Telefongerätschaften lassen sich die großen Senoritas noch nicht aus der Hand nehmen - die kleinen Senoritas müssen sich mit Puderdoseb begnügen.

 

 


Haste mal 'ne Zigarre?

Ich frage mich: Will die sehr resolut wirkende Indianerin (Foto oben) nur eine echte, handgedrehte Havanna schnorren? Es sieht ganz so aus, als sei sie fest davon überzeugt, dass ihr ein Kompromiss zusteht. Zigarren sind am Tag der Indianer auch bei den Inidanerinnen sehr begehrt - mir kommt schon beim Zusehen das Husten.
 


 




 
Der Hustenreiz kann aber auch von der deutlich überpuderten Luft kommen, die der massenhaft zweckentfremdete Gebrauch von Babytalkums bewirkt, mit dem schöne Indianerinnen nicht nur den ahnungslosen Ukulele-Lehrer einnebeln. Auch die als TV-Kamera getarnte Puderkanone, die eine konspirative Delegation des kubanischen Geheimdienstes mitgebracht hat, wird späder ihren Beitrag zur Feinstaub-Orgie leisten.

Weiße Neger, wumbaba

Vom "weißen Nebel, wunderbar" schwärmt ein Lied von Matthias Claudius - Leser von Axel Hackes Sammlung falsch verstandener Liedtexte kennen hingegen "weiße Neger, wumbaba!". Tatsächlich gibt es weiß gepuderte schwarze wie auch schwarz geschminkte weiße
Haut.
 

 
Der Tag der Indianer wird traditionell mittags durch die sogenannte Negrita eröffnet. Als heimkehrender Gastarbeiter eine Sklavin in den heimatlichen Haushalt integriegren zu können, dürfte als besonders prestigeträchtig gegolten haben. Die globale Flexibilität billiger Arbeitskräfte war damals politisch korrekt - ist es heute anders?



Die TV-Teams haben ihre Kameras mit Regencapes geschützt - vom exponierten Podest können sie das Treiben auf dem kleinen Marktplatz im historischen Zentrum von Santa Cruz filmen. Dort nimmt das Fest seinen Anfang, aber für die Musiker bleibt es den ganzen Tag über der Mittelpunkt des Geschehens - und in Letzteres stürze auch ich mich mit meiner handlichen Sony-Zeiss-Cam.




 



Will ich haben! Ich weiß nur noch nicht, woher ich an so was rankomme. Was der schönen Frau südlich ihres Kinns baumelt, nennt sich Timple - und ist einer meiner Reisegründe. Denn das ukulelen-ähnliche Intrument gibt es nur auf den kanarischen Inseln - und selbst hier in der Hauptsatdt von La Palma muss man Insiderwissen und Kontakte haben. Zwar weiß ich schon, wo der Instrumentenbauer seine Werkstatt hat, aber dort war er bisher nie anzutreffen. Das ist auch kein Wunder, denn am Samstag war Party, am Sonntag war Sonntag, und heute ist schon wieder Party. Natürlich ist er selbst unter den Musikern. Ich hatte bereits ein Foto von ihm gesehen und erkenne ihn mitten im Gewühl, spreche ihn an und mache einen Termin für morgen aus.


Gelernt ist gelernt

Einige Indianerinnen und Indianer haben ihre Lebensfreude von der Pepsi Cola auf gelernt - jedenfalls rücken sie beim besonders breiten Lächeln immer die große Flaschenattrappe einer bestimmten Sorte Erfrischungsgetränk ins Bild (oben). Andere Schönheiten müssen sich erst etwas Mut antrinken.

 

 
Je später der Abend

Da kann man reden wie man will, sie wollen es einfach nicht wahrhaben: Obgleich es in den Abendstunden spürbar kühler um die Waden wird, werden die Kleider immer kürzer. Dafür wir die Luft immer staubiger. Denn wo sich die Inidanerinnen mit der handlichen Puderbüchse begnügen, muss es bei den Indianern eine Puderkanone sein. Versteh' einer die Jugend - andere Inseln, andere Sitten.




 
Wer hätte gedacht, dass mein Spanisch so gut ist! Über meine Scherze lachen selbst die stolzesten Fraun, wahrscheinlich weil ich so stürmisch und so leidenschaftlich bin - mir brauchen nur zweie ins Auge zu schaun und schon sind se hin.

In der Nacht der Indianer/innen geht es auch etwas schlüpfrig zu. Die Lautsprecherboxen der Partymeile auf der Avenida Maritime verstummen zwar bald nach Mitternacht, doch das freizügige Treiben, das als endloses Kichern und Stöhnen aus lichtscheuen Gassen wahrnehmbahr ist, dauert bis in den Morgen an. Über die von aufgeklärten Angestellten der Kommune präventiv verteilten Präservative schmunzelt dann niemand mehr - besser man hat sie und braucht sie nicht - als umgekehrt...
 


 
Geschafft!

Am Abend kann auch der Puderverkäufer müde lächeln - denn keine Puderbüchse ist mehr übrig, in seinen Taschen knistern dafür die Geldscheine... Ich hingegen habe Hunderte von Fotos und Stunden von Videomaterial auf den Speicherkarten - einfach immer frech draufgehalten und laufen lassen, bis der Akku leer war. Erinnerungen an einen der fröhlichsten Tage meines Indianerlebens.
Meine Feldforschung bei den Indianerinnen und Indianern ist jedenfalls an diesem vierten Tag meiner Reise ganz auf ihre Kosten gekommen. Nicht nur Tonnen von Fotos schöner Frauen sind zu sortieren, auf Video gebannte musikalische Impressionen werden mich nach meiner Heimkehr wochenlang beschäftigen. Wenn ich meine Bilder und Töne von diesem Rosenmontag in Santa Cruz mit denen vergleiche, die der deutsche Fernsehfunk aus Köln oder Mainz sendet, weiß ich, dass die rheinländische Art von Karnevalsfestivitäten vergeudete Lebenszeit ist.



 
Historischer Hintergrund

Die Besonderheit des Karnevals von Santa Cruz de la Palma hat ihre Wurzeln bereits Ende des 19. Jahrhunderts, als es palmerische Gastarbeiter vor allem auf Kuba zu einigem Wohlstand brachten. Je nach wirtschaftlichen Situationen gab es im Verlaufe des 20. Jahrhunderts jedoch Migrationen in beiden Richtungen, die zu einer kulturellen Verbindung führten. Die versnobt auftretenden Heimkehrer wurden von den Einheimischen verhöhnt, das Parodieren neureicher Parvenüs ist seit alters her Bestandteil von Karnevalsbräuchen. Zu den "Mitbringseln" aus Kuba gehörte mitunter auch weibliche Dienerschaft, ihrer Hautfarbe wegen "Negra" (spanisch für "die Schwarze"), verniedlichend auch "Negrita" genannt. Der Begriff "Indiano" für Indianer geht auf den allgemein bekannten Irrtum eines Portugiesers namens Columbus zurück. Während "Indiano" in den lateinamerikanischen Ländern durch "Indio" ersetzt ist, erhielt sich auf La Palma die ursprüngliche Form - zur Verhöhnung der Heimkehrer.

Ein weiterer Karnevalsbrauch in Santa Cruz ist das gegenseitige Bepudern mit Talkum (Babypuder), was angeblich auf geplatze Mehlsäcke zurückgehe, wie es beim Entladen der Schiffe häufiger vorgekommen sein soll. Tatsächlich wurden karnevalistische Bräuche, bei denen man sich gegenseitig mit Mehl bepudert, für La Palma schon im 17. Jahrhundert beschrieben. Eine weitere These bezieht sich auf das "Weißen" der Haut, das als Ritual bei einem kubanischen Geheimbund praktiziert worden sein soll (La Sociedad Secreta Abakuá, auch Ñañiguismo genannt) - und durch ein Mitglied des Geheimbundes wurde es dann irgendwie nach La Palma importiert?

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts belebte sich der Brauch des Puderns jedenfalls zum Karneval. Ab den 1980ern vereinten sich beide Bräuche, das gegenseitige Bepudern und das Parodieren der versnobten Heimkehrer, zu einem gemeinsamen Brauch. Der kulturelle Austausch zwischen La Palma und Cuba, zwischen Kanaren und Karibik, trug über die Jahrhunderte hinweg zu dem eigenwilligen, originellen Karnevalsbrauch in Santa Cruz de la Palma bei. Musikalisch entsteht daraus ein exotischer Cocktail - mit eimem Hauch von "Buena Vista Soical Club"...



Der Tag danach

Was kann nach einem Tag wie dem Dia de los Indianos noch kommen? Ich lasse mir alle Indianer-Zeit der Welt, stelle mich für heute auf das absolute Gar-nichts ein, um mich freuen zu können, falls es doch eine kleine Abwechslung geben sollte. Und genauso machen es Einheimische: erstmal einen Zettel an die kleine Boutique - Souvenirs und Klamotten kaufen kann man auch morgen noch.
 




 
Ich drehe nochmals eine Runde um die Nordhälfte der Insel, diesmal entgegen dem Uhrzeiger, steil bergan ins Hochland - bis über die Wolken. Südostwärts kann das Auge zum Pico del Teide auf Teneriifa schweifen. Ich fahre noch einmal zum Roque de los Muchachos, dem höchsten Gipfel der Insel.



Weil die südwestliche Vulkanflanke vor Jahrmillionen in sich zusammenbrach öffnet sich das Tal des Kraters zur Westküste der Insel - mit dem Fenrglas sind die Dächer von Tazacorte zu erkennen.



Meine Runde führt mich durch idyllische Dörfer wie Santo Domingo und Puntagorda - es fällt mir leicht, mir vorzustellen, dass ein Ukulele-Lehrer hier einen angenehmen Lebensabend verbringen könnte. Tagsüber etwas ein bisschench lesen, ein bis zwei Ukulele-Stunden zur Rentenaufbesserung, dann etws faulenzen und abends mit einer Flasche Wein auf der Terasse in den Sonnenuntergang starren...
 


 
Vielleicht wäre auch die etwas abgelegenere Finca nahe des Dörfchens Las Tricias die bessere Wahl. Die Westküste La Palmas ist jedenfalls ein Platz an der Sonne - das müssen schon die alten Seefahrer und Piraten gewusst haben, die auf dem Weg in die Karibik hier auf La Palma landeten und verweilten.



Doofes Geld

Ich kehre wieder auf der Terrasse des Mirador La Muralla ein. Ich bin an diesem herrlichen Aussichtspunkt nicht der einzige deutsche Tourist. Ein Rentnerpaar genießt die Sonne des Südens - und eine Familie mit einem Sohnemännlein, das, nun ja, zum abschreckenden Inbegriff antiautoritärer Erziehungslosigkeit missraten ist: Mama, kann ich Geld haben? Mama, Geheld! Mama! Ich will Spielzeug kaufen. Ich brauche Geld. Geheld! - Als die Nervensäge nach fünf Minuten vom Souvenirladen zurückkommt: Papa… Guck mal, was ich Doofes bekommen habe… Mama, das war doofes Geld… Papa, kann ich anderes Geld? Ich will was anderes kaufen!

Schwer vorstellbar, aber der Junge bekommt tatsächlich noch mehr "doofes Geld" - um noch mehr "doofes" Zeug kaufen zu können. Die Eltern des Jungen verschaffen sich damit weitere fünf Minuten Ruhe. Auch ich nutze die Zeit - ich fordere die Rechnung für mein Tapas-Gedeck an. Nichts wie fort von hier, bevor das doofe Kind zurückkommt und weiternervt.




Samba Party

 

 

Als ich am späten Nachmittag nach Los Llanos de Aridane, der zweitgrößten Stadt der Insel, komme, bemerke ich buntes Treiben auf der Hauptstraße - wie es aussieht strömt alles zu einem Straßenumzug... Es ist Dienstag, Faschingsdienstag - Carnaval de Los Llanos. Vor allem wird getanzt - in bunten Kostümen, wie man es von den Bildern aus Rio de Janeiro kennt. Niemand vermisst den Pomp und Kommerz der brasilianischen Metropole - Karneval geht auch ohne die Kollateralschäden des Massentourismus.

 
Wer Samba-Königin werden will, muss zeitig anfangen - schon die Kleinsten lernen, Arme, Beine und Hüften im Rhythmus der Trommeln zu bewegen. Ich kann mir nicht helfen: ein bisschen wirkt die Parade wie Dressur im Zirkus. Haben all diese Kinder keine anderen Hobbies als Samba und Niedlich-Aussehen?




 
Wie es aussieht, haben auch die älteren Spaßvögel und die Musikanten ihre Freuden.


Wer hätte gedacht, dass ich nach dem sinnesfrohen Tag der Indianer noch so viel Lustiges zu sehen bekomme - und dass ich auf einer so fernen Insel ein deutsches Kind erlebe, das die vor einer Minute selbst eingekauften Speilsachen für doof hält und deren Doofheit auf doofes Geld zurückführt. Auch ich wollte mir heute ein neues Spielzeug kaufen, eine Timple, wie sie die Musiker auf La Palma und anderen kanarischen Inseln spielen. Doch ich treffe Oscar, den Instrumentenbauer von Santa Cruz, nicht in seiner Werkstatt an.



Aschermittwoch



 
Bereits am Sonntag war ich am westlichen Südzipfel der Insel - nahe des Strandes, bei einer kleinen Bucht mit Fischerhütten und einfachen Bungalows, wartet die „Autobar Nautilus“ mit preiswerten Fischgerichten auf. Heute möchte ich die südliiche Hälfte der Insel etwas genauer erkunden - Temperaturen um die 25 Grad laden außerdem zu einem Bad in südatlantischen Wellen ein.



Die Vulkanzone am Südzipfel der Insel ist noch aktiv - der Tenguinha brach zuletzt 1971 aus. Unter der Erde ist noch einiges am Kochen - es riecht nach Schwefel. Auf dem Lavagestein breitet sich zaghaft Vegetation aus. Auch der Mensch wird sich eines Tages hier beitmachen wollen, die Hüttenattrappe aus Vukangestein deute ich als symbolischen Vorboten.
 

An der Ostküste der Insel staut sich Nebel, auf dem Weg ins nördliche Santa Cruz reißt der Wind gelegentlich eine Lücke in den Nebel und zaubert Regenbogen übers Meer. Ich versuche es erneut mit einem Besuch in Oscars Musikwerkstatt auf. Diesmal ist die Jalousie hochgezogen und ich sehe Licht in der Werkstatt.



 
Auf dem Tisch liegen die unterschiedlichsten Modelle von Timplen, an denen teils Reserviert- und Preisezettel kleben - ab 250 Euro geht es los. Doch zuvor führt mir Oscar einige weitere seiner Spezialitäten vor - jedes Exemplar ein Einzelstück. Ich teste einige der angeboteten Timplen - nach einer Stunde habe ich mich für ein Instrument entschieden. Tengo!

Nun bin ich Eigentümer eines dieser kleinen, ukulele-ähnlichen Instrumente, wie sie die Musiker während der Festivitäten spielten. Damit erfüllt sich ein weiterer Zweck meiner Reise. Auf dem Balkon meines Appartements mache ich es mir mit meinem neuen Spielzeug gemütlich und probiere die ersten Akkorde - die Stimmung des 5-saitigen Instrumentes ist wie die einer C-gestimmten Ukulele mit einer zusätzlichen D-Saite (G-C-E-A-D). Man kann also im wesentlichen die gleichen Griffe nutzen, muss aber bei Akkorden, bei denen das D nicht passt, die 5. Saite greifen. Das wird dann ein ganz anderer Griff und erfordert einige Übung.




Ein letzter Tag


Mein gestriger Sprung in südatlantische Wellen war vielleicht auch etwas leichtsinnig - das Kratzen im Hals kann aber auch die Feinstaub-Nachwirkung des Indianertages sein, als es in Santa Cruz nur noch gepuderte Luft zu atmen gab. Heute nehme ich einen dritten Anlauf zum Unesco-Weltnaturerbe-Gebiet Lorbeerwald von Los Tilos - die beiden vorigen Versuche scheiterten am Regen, der im Nordosten der Insel ein Abo hat. Heute scheint mir das Wetter gewogen zu sein.

Feuchtgebiet

Ich spaziere ein Stündchen durchs urwaldartige Grün des Lorbeerwaldes. Das Grün verdankt sich der Wolkenfracht, die der Passat an die Nordosthänge der Insel drückt und dort abregnen lässt - durch die Feuchtigkeit entsteht ein Biotop, in dem ein Wasserfall über die Felsen rauscht.
 



Reminiszenzen

Am Nachmittag bleibt Zeit für eine Reminiszenz zum Dia de los Indianos. Der einheimische Musiker und Maler Luis Morera hat seine Galerie in bester Altstadtlage. In den Tagen nach dem Fest wird er mehr Bilder als im Rest des Jahres verkaufen, denn das zentrale Thema seiner Ausstellung ist an diesen Tagen natürlich dieses Fest
.

 



Der vielseitige Künstler, der in Hippyzeiten als Musiker über die kanarischen Inseln tourte und die Liebe zu seiner Heimat mit traditionellen und eigenen Liedern pflegte, sieht den mittlerweile zum Massentourismus verkommenden Rummel inzwischen kritisch: "70.000 Besucher beim Día des Los Indianos sind fatal, das ist alles nur noch Theater in der Straße. Dabei war die Idee einst gut, denn beim Día de Los Indianos parodieren die Palmeros ihre ausgewanderten und reich zurückgekehrten Landsleute. Aber durch die Werbung für diesen Tag über die Insel hinaus kommen nun immer mehr Menschen. Die Politiker machen da einen großen Fehler, denn sie sehen das alles aus wirtschaftlicher Sicht. Aber als Künstler kämpfe ich dagegen an, denn die Indianos verlieren bei diesem Massenauflauf ihre Seele und die Veranstaltung ihre Identität."

Das obige Zitat stammt aus einem online veröffentlichten Artikel* vom 11. Dezember 2014, also aus dem Jahr nach meinem Besuch - die (vielleicht etwas übertrieben) geschätzte Besucherzahl liegt da bereits doppelt so hoch wie bei meimem Besuch im Vorjahr. Sowohl an den ständig steigenden Besucherzahlen als auch am Erfolg des Kampfes gegen die weitere Kommerzialisierung des Festes darf gezweifelt werden. Letzeres ist zu bezweifeln, weil Politiker immer nur durch die Brille der Steuereinanhmen gucken können, Ersteres weil die Unterbringungskapazitäten von La Palma begrenzt sind, aber auch weil der Hafen nicht ausreichend Platz bietet, um die Schiffe der Tagesbesucher von benachbarten Inseln aufzunehmen. Mit zwei Kreuzfahrtschiffen dürfte der Hafen von Santa Cruz de la Palma bereits überfüllt sein...



Ahnungslos fotografierte ich im Hafen von Santa Cruz ein Kreuzfahrtschiff. Erst einige Tage später lese ich über die Tragödie, die sich bereits am Vorabend des Indianertages ereignete: Fünf Seeleute der Thomson Majesty sind bei einer Routineübung im Hafen ums Leben gekommen, als ein Rettungsboot abstürzte und dabei acht Besatzungsmitglieder mit sich in die Tiefe riss - beim Absturz sind sie wohl aus dem Boot gefallen und dann von selbigem erschlagen worden. Nur drei der acht Männer konnten lebend geborgen werden.

Als ich die Fotos machte, ahnte ich noch nicht, dass es sich um das abgestürzte Rettungsboot handelt, das offenbar gerade wieder an Bord gehievt werden kann. Wegen der polizeilichen Ermittlungen muss das Schiff im Hafen bleiben. Die 1500 Passagiere sollen in den folgenden Tagen heimgeflogen werden. Die Zeitungen berichten, dass für einige Stunden sogar die Absage des Dia de los Indianos erwogen wurde. Ich frage mich auch: Wenn eine Schönwetter-Übung im sicheren Hafen so tragisch endet, wie heikel muss dann erst der Ernstfall auf hoher See sein...
 

Ich frage mich: Wenn eine Schönwetter-Übung im sicheren Hafen so tragisch endet, wie heikel muss dann erst der Ernstfall auf hoher See sein... Die zivile Seefahrt gilt heute als sicherste Verkehrsart - und zwar genau nach der Statistik (Todesfälle je Kilometer), mit der das die zivilie Luftfahrt von sich behauptet, die aber den Vergleich mit der Seefahrt unterschlägt und dafür den zu ihren Gunsten ausfallenden Straßenverkehr als Bezugsgröße nutzt.




Heimflug

Ich vertraue mich ein letztes Mal der zivilen Luftfahrt an und lande eine Woche nach meinem Hinflug wieder in Berlin, wo ich eine Nacht bei Freunden verbringe, bevor ich nachhause fahre. Zwar erlebe ich keinen Jetleg, aber einen Kälteschock - ich kehre aus dem ewigen Frühling der Kanaren-Inseln ins frostige Deutschland heim - ich habe Sandalen an und bin auch sonst nicht gerade winterlich gekleidet. Dank des Fluges und der beginnenden Erkältung fällt es mir nun um so leichter, den vor meiner Reise ausgelobten Verzicht aufs Rauchen nachzuholen. Zuhause stelle ich das Gepäck ab und übergebe mich dem Krankenbett. An der Geburtstagsfeier meines Onkels, die nur wenige Häuser weiter in einer Gaststätte stattfindet, kann ich nicht teilnehmen.



 
Zuhause - irgendwas ist immer...

In der Mopo zu lesen, mit welchem dramatischen Höhepunkt die Famlienfeier endete. Weil der erste Gang des neu erworbenen Gebrauchtwagens meiner Cousine sich dort befand, wo beim alten Wagen der Rückwärtsgang lag, endete ein Routinevorgang verhängnisvoll - nämlich in der eiskalten Elbe. "Das Auto machte einen Satz, Oma Annelies, die die hintere Tür noch nicht geschlossen hatte, fiel noch am Ufer aus dem Auto." Meine 11-jährige Nichte entkommt erst im Wasser durch die offene Tür: "Opa hat mich gerettet, mein Fuß hing fest." Meine Kusine und ihr Mann können die vorderen Türen nicht öffnen. Erst als der Wagen ganz unter Wasser und vollgelaufen ist ist, können sie sich befreien.











Sonstige Memoiren