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"Wer als Salontiroler,

in Masken- u. Fantasiekostüm,

oder gar im Gesellschaftskleid kommt,

darf nicht rein."*



Bauernball und Bauernkalender der Königlichen Kunstgewerbeschule (Dresden 1914)


 

Bei der Recherche nach Informationen zum Bauernball fand ich auf der Webseite eines Dresdner Kunstauktionärs Abbildungen des 1914 gestalteten Bauernkalenders, an dem mein Großvater maßgeblich mitgearbeitet hatte, und aufschlussreiche historische Hintergründe des studentischen Lebens zur damaligen Jahrhundertwende. In der Bildmitte des Fotos vom Bauernball 1914 posiert mein Opa (Herbert Wandrowsky) mit Mathilde Schache von Strauwitz, genannt Matschy. Sie illustrierte später Kinderbücher.

 

Mein Opa um 1014"Zieht ein Gewand an, das in unser Grenzdorf paßt."* (Bauernball der "Königl. Kunstgewerbeschule", 1914)

Ich zitiere im Folgenden die Kunsthistorikerin Annekathrin Schmidt: "Alljährlich veranstaltete die Kunstgewerbeschule Dresden ein Kostümfest zur Faschingszeit, welches unter dem Motto eines Bauernballs geführt wurde. Ende der 1890er begannen Studenten der Kunstgewerbeschulen im gesamtdeutschen Raum diese Feste als Gegenveranstaltungen zu den theatralischen, historisierenden Kostümfeiern der Kunstakademien abzuhalten – das "bäuerliche Arkadien" entwickelte sich zu einem romantisch-realistischen Pendant."*

 

"Das Titelblatt, sowie die Gestaltung des Motivblattes "Januar" entwarf Otto Dix wohl ebenso, wie die Einladungskarte und ein Plakat zur Werbung der Feier – nur wenige Monate bevor er seinen Dienst im 1. Weltkrieg antrat. In Gemeinschaftsarbeit mit seinen Kommilitonen der Graphischen Abteilung der Kunstgewerbeschule entstanden, wurde die druckgrafische Gesamtgestaltung am farblichen Prinzip von einem hellen Rauchblau und Ziegelrot orientiert. Die Kombination dieser Kolorierung sowie die stilisierten, volkstümlichen Motive des Kalendereinbandes erinnern an die Bemalung barocker Bauernschränke."*

"Eine Rückbesinnung auf die bäuerliche Tradition schwingt auch in der inhaltlichen Gestaltung des Bauernball-Kalenders mit, welche in kurzen Gedichten den Jahresablauf des erfundenen Dorfes Grünlindenberg humoristisch wiedergibt. Der zentrale Druckbogen, von Pol Cassel gestaltet, gibt das fröhliche Treiben eines Mittsommer-Festes wieder. Auf der Einladungskarte appelliert eine Vorschrift an die Verkleidung in traditionell bäuerlicher Aufmachung: "Zieht ein Gewand an, das in unser Grenzdorf paßt. Wer als Salontiroler, in Masken- u. Fantasiekostüm, oder gar im Gesellschaftskleid kommt, darf nicht rein."*

* Die von der Autorin obiger Zitate angegebenen literarischen Quellen und weitere Abbildungen des gesamten Bauerkalenders 1914 können der unten im Original eingebundenen Webseite entnommen werden.