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3. Juli 2015, Meine Reise beginnt an einem hochsommerlichen Freitagabend. Mit dem Nachtzug geht es von DRESDEN nach Köln. Auf den Bahnhöfen von Berlin steppt um Mitternacht der Bär - wie beschaulich ist dagegen doch mein provinzlerisches Elbflorenz...
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4. Juli. Nachmittags erreiche ich LEUVEN in Flandern, von wo ich bei glühender Hitze nach Steerebeck nahe Brüssel radle, wo ich meinen Musikfreund Herman Vandecauter besuche - zur Begrüßung hat er ein sehr fruchtiges belgisches Bier für mich kaltgestellt
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5. Juli. In den Ruinen der Abtei von VILLERS-LA-VILL im Süden Belgiens testen wir den Klang unserer kleinen Lieblingsspielzeuge...
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Damit die nagelneue Braghuina (Machete de Braga) keinen Hitzestau bekommt, lässt sich Herman Vandecauter etwas schattenkühle Luft zufecheln...
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Um meine neue Riegelahorn-Brüko nicht zu überhitzen, versuche ich es in luftiger Höhe - für ein Ukulele-Ständchen ist in der kleinsten Nische noch Platz...
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6. Juli. Auf halben Weg zwischen dem belgischen Küstenort De Panne und der französischen Hafenstadt Calais erreiche ich den Fährhafen von DUNKERQUE, wo ich die Fähre zum englischen Dover gerade noch schaffe.
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LONDON - für Sightseeing habe ich keine Zeit. Um in der Paddington Station meinen Anschlusszug nach Swansea in Wales zu schaffen, muss ich zügig durch den dichten Feierabendverkehr der City radeln. Doch ich habe keine Chance. Eine Stunde später fährt der nächste Zug, die Zeit lässt sich mit einem frisch gezapften Ale verkürzen.
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Gegen 11 in der Nacht erreiche ich SWANSEA, will von dort noch 10 Meilen zu einem B&B, dass ich bereits einige Jahre zuvor besucht hatte. Doch im strömenden Regen den Berg hinauf durch die Nacht? Nach einer sehr kraftzehrenden Stunde - klatschnass - gebe ich auf! Und kehre zum Bahnhof zurück, wo ich die Nacht verbringen kann. Und ich habe Glück, dass um 1 überhaupt noch geöffnet ist - und dass walisische Bahnhofswärter noch keine schlechten Erfahrungen mit übernachtenden Radfahrern haben...
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8. Juli. ROSSLARE - nach einer wahrlich unbequemen Nacht im Bahnhof von Swansea durfte meine erste Nacht in Irland ruhig etwas komfortabler sein...
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Zwar beginnt der erste Tag auf der Insel mit dem Reparieren einer Reifenpanne, doch das Wetter ist mir gewogen und nach einer sorglosen Fahrt über Wellingtonbridge finde ich bei WOODSTOWN in der Lumsdin's Bay ein Restaurant namens "The Saratoga" - da lässt sich nicht Hunger und Durst gut stillen, die Eigentümer lassen mich auf ihrer Wiese am Strand kampieren, bestens!
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9. Juli. Der zweite Tag auf der Insel führt mich ab Tramore auf der wenig befahrenen Regionalstraße R675 an der Copper Coast entlang - bis zur Hafenstadt DUNGARVAN.
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10. Juli. Noch halte ich sonnige Stunden für ein normales Wetterpänomen des Sommers und glaube wie diese Mädchen, in den nächsten fünf Wochen noch genügend Badegelegenheiten zu bekommen...
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In MIDLETON finde ich ein ehemaliges Youth Hostel, heute ist es ein Erholungsheim für Tschernobyl-Kinder. Dann ist aber doch auch ein Bett für mich frei, im Zweierzimmer mit einer leicht schnarrenden Lady - für nur 20 € inkl. bestes kontinentales Frühstück ist das mehr als verschmerzbar, zumal ich den Abend gleich um die Ecke bei "Michael Canty" verbringe, wo ich die erste Traditional Irish Session erlebe - weitab aller Touristenströme noch sehr authentisch!
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11. Juli. In CORGH erwische ich den ersten stundenlang anhaltenden Regen - die Stadtdurchfahrt ist daher mehr Pfützenbesichtigung als alles andere...
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Die Fahrt entlang des RIVER LEE ist der bisher nasseste Abschnitt, die landschaftliche Schönheit lässt sich nur erahnen.
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Im kleinen Ort INCHIGEELAGH, eine der wenigen gälischsprachigen Flecken im Landesinneren, bin ich völlig aufgeweicht und finde zunächst keine Herberge. Doch zwei kleine Jungs nehmen mich mit ins Pub, das hier definitiv noch ein echter Dorftreff ist. Nach dem der Barkeeper mich und die durstigen Football-Gucker mit Bier versorgt hat, bereitet er mir ein Zimmer vor - darinnen hat sich seit wohl 200 Jahren nichts verändert...
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12. Juli. Wild wachsende Fuchsien säumen die Landstraßen, manchmal meterhoch. In Glengarriff erlebe ich Momente von Sonnenschein, doch an den Bergen der Peninsula BEARA regnen sich die Wolken wieder ab. An der südlichen Küste erreiche ich die Hafenstadt CASTLETOWN BEARHAVEN, wo ich den verregneten Abend in MacCarthy's aussitze - mit Guinness und Traditional Irish Session.
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13. Juli. Den vorgesehenen Abstecher zur Seilbahn nach DURSEY ISLAND kann ich mir angesichts des Dauerregens kneifen...
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"Moos ist die Pflanze der Resignation, der Verlassenheit", schrieb Heinrich Böll in seinem Irischem Tagebuch... Wie ein Teppich breitet sich das Grün über jedem Stein aus, aber auch in luftiger Höhe schimmert es - in Momenten von Sonnenschein...
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Auch im bunten Dörfchen EYERIES, wo aber auch jedes Haus in einer anderen Farbe leuchtet, regnet es ohne Unterlass.
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Bei dem Wetter bleiben die Tische der Straßencafés frei...
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Momente von Sonnenschein ermöglichen - und erfordern - das Trocknen diverser Regencapes...
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Die Nacht verbringe ich in KENMARE. In der Hochsaison ist das quirlige Kaff mit seinen vielen bunten Läden, Pubs, Hotels die Drehscheibe zum Ring of Kerry und zum Killarney National Park. In Crowley's Bar drängen sich Busladungen deutscher und amerikanischer Touristen, die Session-Musiker versuchen dem Geplapper zu trotzen - mir gelingt das nicht. Wegen des Lärms packe ich weder meine Ukulele noch die gerade erst gekaufte Mundharmonika aus...
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14. Juli. Regen und ein kilometerlanger Anstieg zu Moll's Gap sind die Herausforderung des Morgens. Wie weit mag es noch bis zum Gipfel sein? Die Frage stellt sich nach jeder Kurve erneut. Dann ermutigt mich ein Grafitty: NEARLY THERE - fast geschafft.
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Auf Moll's Gap umhüllt mich der Nebel, ein "Panorama-Café" versucht andere Verkehrsteilnehmer mit Kuchen und Souvenirs über den entgangenen Talblick hinwegzutrösten. Erst tiefer am Berg wird der Blick ins Tal frei - und auf ein Rindvieh, das vielleicht gar nicht weiß, wie glücklich es hier sein kann.
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Das Black Valley erfreut sich der Stille zwischen den Höhen der Macgillcuddy's Reeks und dem Purple Mountain, hinter dem der Killarney National Park beginnt. Einige Herbergen und Schenken werben aber auch in diesem stillen Tal um Gäste.
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Selbst das nasse Wetter kann den Reiz der Landschaft kaum trüben. Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal - der Preis der Abgeschiedenheit ist ein weiterer steiler Anstieg: Gap of Dunloe.
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Die lange Abfahrt vom Gap of Dunloe entschädigt für die Strapazen. Am Abend erreiche ich die Peninsula Dingle und quartiere mich kurz vor Shanahill im sehr behaglichen "The Phoenix" ein.
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Nachdem es mir mit längerem Stimmen gelingt, einer Gitarre aus Urgroßvaters Zeiten bluesige Klänge zu entlocken, ruft die Herbergsmutter ihre Tochter und deren musikalische Freunde ein - die anschließende Session gehört zu den besten der ganzen Reise.
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15. Juli. THE PHOENIX - sehr empfehlenswert! Auch das Wetter ist wieder gnädig.
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An der südlichen Küste der Peninsula DINGLE kann der Blick über meterhohe Fuchsiensträucher in die Bucht schweifen.
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Im Innern der Landzunge ist welliges Gelände zu überwinden.
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Wenn diese glücklichen Kühe wüssten, was eine Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft auf dem Kontinent ist, wären sie noch glücklicher, hier leben zu dürfen.
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Den gleichnamigen Hauptort von Dingle lasse man besser hinter sich und fahre weiter zum SLEA HEAD im westlichen Zipfel der Landzunge, gleichzeitig die westlichste Ecke Irlands.
In DUNQUIN findet sich die westlichste Jugendherberge Europas und das westlichste Pub. Ich frage einen alten Mann nach dem Weg, der interessiert sich für mein Rad - in den nächsten zwei Stunden plaudern wir über Fahrräder, Motorräder und Motorboote, über die christliche Seefahrt und die Mondlandung, über J.F. Kennedy und M. Monroe, über Stalin und Chrustschow. Am interessantesten sind für mich aber die Zeiten, als der alte Mann noch auf den seit 60 Jahren evakuierten Blasket Islands (Hintergrund) wohnte. Dann schwärmt der Mit-80er über die vorzüglichen Tabaksorten, die er seit ein paar Wochen nicht mehr rauche, weil ihm sein Arzt nach einer Krebsdiagnose den Verzicht empfohlen hat. Wir lachen sehr viel und ich verstehe sogar all seine Witze.
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Vom Pub fällt der Blick in eine bizarre Insellandschaft - "Far and away" mit Nicole Kidman und Tom Cruise wurde hier 1991 gedreht. Außer einigen eingerahmten Fotos und Zeitungsausschnitten errinnert nichts an die Hollywood-Legenden. Ein Dorfbewohner kommt und unterhält sich mit der alten Wirtin auf gälisch - letztere dürfte schon damals, in den 70ern, als Robert Mitchum an diesem heute menschenleeren Tresen saß, die Luft aus den Whiskey-Gläsern entfernt haben.
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16. Juli. Regen - und wie! Dem sonnigsten Tag auf der Insel folgt der nasseste - und zudem muss ich über den hohen Conor Pass, der bei Nebel mit Sichtweiten von wenigen Metern ungemütlich wird. Deshalb entscheide ich mich für den entfernteren Pass über die N85. Am Gipfel treiben mir stürmische Fallwinde den Regen unters Cape. An der Nordküste sehe ich das erste mal wieder Sonne - bei wechselhaften Wetter schaffe ich es bis in die größere Stadt Tralee, wo ich im Finnegan's Town Center ein preiswertes Quartier finde.
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17. Juli. Die Wirtin des Finnegan serviert mir ein vorzügliches Frühstück und bittet mich, ihr Haus zu erwähnen, falls ich einen Reisebericht schreiben sollte. Nach überwiegend nassem Wetter begegne ich in BALLYBUNION auch wieder Momenten von Sonnenschein.
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Bei TARBERT quere ich die Mündung des Shannon, alle 30 Minuten landet eine Fähre.
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In Kilrush quartiere mich in "Katie's Hostel" ein (rechts auf der breiten Hauptstraße). Wegen ihrer gut erhaltenen Bausubstanz aus Gründerzeiten genießt die kleine Stadt Unesco-Kulturerbestatus, bleibt aber dennoch vom Ansturm der Busse verschont - zumindest am Abend ist das Leben der kleinen Stadt wundebar still.
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In Katie's Hostel habe ich ein Zimmer mit mehreren Doppelstockbetten für mich allein - was der einstige Lagerraum im Dachboden früher beherbergte, verrät die Wirtin auf laminierten Zetteln an der Tür. Sie bittet mich ebenfalls, ihre Herberge im etwaigen Reisebericht zu erwähnen.
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In den hübschen Gassen der kleinen Stadt lässt die Abendsonne die Regentropfen auf Fenstern und Straßen glitzern.
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Im "Buggle", einem winzigen Pub mit nur drei kleinen Tischen, geselle sich meine Ukulele in die kleine "Sesiún" mit Banjo und Akkordeon!
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18. Juli. Die Fahrt nach Ennis ist nass - und auch der Aufenthalt in der kleinen Stadt ist eher untrocken. Die mondäne Hochzeitsgesellschaft sorgt dann immerhin doch noch für einige trockenen Momente.
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Wer es mit einem Kleid von drei Metern im Radius durch die nur meterbreite Einstiegsluke der Kutschkabine geschafft hat, darf auch mal etwas geschafft aus der Wäsche gucken...
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19. Juli. Überwiegend Regen, doch hoch am Himmel zeichnen sich Schimmer von Hoffnung ab.
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Für mich kein ganz gewöhnlicher Wegweiser... Aus Tulla stammt die legendäre Ceili Tulla Band, die ich vor 20 jahren in Pepper's Bar in Feakle erlebte - und als frisch getaufter Bodhrán-Spieler begleiten durfte. Nur wenige Meilen trennen mich noch von dem für mich legendären Ort...
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Pepper's Bar in FEAKLE ist für mich ein besonders historische Ort - die beiden Besuche in Pepper's Bar vor 20 Jahren sind unvegesslich. Anschließend drehe ich noch eine Runde nach SCARRIFF und MOUNTSHANNON, wo ich damals zwei Wochen direkt am Ufer des Lough Dergh einquartiert war.
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Zurück in FEAKLE finde ich "Loughnane's Accomodation" - die Herberge hat einen einzigen riesigen Schlafsaal, doch den habe ich für mich allein. Denn niemand kommt nach Feakle, wenn nicht gerade das Feakle Festival ist. Auch hier bittet mich der Hausherr ausdrücklich darum, von seinem Quartier zu berichten. Den Abend verbringe ich in Pepper's, wo heute zwar keine richtige Session ist, aber die Musiker fragen dennoch nach fremden Beiträgen, wie es in den Pubs üblich ist. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen... Ich sitze noch lange mit den Musikern, während die meisten Gäste schon auf dem Heimweg sind.
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20. Juli. Nicht nur auf riesigen Friedhöfen wie hier in Feakle gedenken die Lebenden der Verstorbenen...
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Auch am Straßenrand entdecke ich immer wieder kleine Gedenkstätten mit der Bitte um ein Gebet - wie zur Mahnung erläutern die Inschriften auch die Ursache des Todes...
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Für die meisten Verkehrsteilnehmer ein Wink mit dem Zeigefinger, für manchen motivierendes Leitmotiv...
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Querfeldein erreiche ich die kleine Stadt GORT. Auf dem Weg zur Küste streife ich die karge Landschaft des berüchtigten Burren...
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... wo man angeblich nicht genug Wasser findet, ein Pferd zu tränken...
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... und zu wenig Bäume, um Deliquenten zu erhängen... Doch hier am Rande der glacial geschliffenen Hügellandschaft findet sich dann noch das eine oder ander Bäumchen...
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Der kleine Küstenort KINVARA kann an farbenfrohen Hausfassaden mit vielen anderen kleinen Orten mithalten.
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Die Ruine des Dunguaire Castle schmückt den Ortsausgang von Kinvara.
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Schon wieder ein Zeigefinger: Hin-und-Her-Radeln statt Luftverpesten! - Wie wär's mit einer Runde um die ganze schöne große Insel!
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Noch gilt das Fahrrad in Irland eher als Dekoration für Blumenläden...
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Oder überhaupt als Blumenenständer...
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Oder auch als Blumenständer vor alten Mauern...
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Oder auch mal als Übernachtungshinweis...
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Nach einem heftigen Guss erreiche ich die bisher größte Stadt meiner Inselfahrt: GALWAY. Quartier finde ich direkt in der belebtesten Gasse der Altstadt, im Hafenviertel, direkt gegenüber dem größten Pub der Stadt - - mit der Konsequenz, dass ich bis nachts um drei betrunkene Leute unter meinem Fenster aushalten muss.
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21.Juli. Nach etwa drei Stunden Schlaf, so gegen 7 in der Frühe, kommt die Bierlieferung... Hundert Fässer werden von der Ladefäche des Laster abgekippt, 100 leere Fässer hinaufgeworfen! Das Quartier empfehle ich besser nicht.
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Ich folge der zerklüften Küstenlinie nach West-Connemara, passiere den Sommerwohnsitz des Schriftstellers Patrick Pearse, der wegen seines federführenden Engagements beim Osteraufstand 1916 hingerichtet wurde.
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Und siehe: Auch ein schwarzes Schaf kann ein weißes Fell haben...
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... oder ein solidarisches "Je suis Charlie"-Fell...
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Am Invermore Lough verlasse ich die R340 und radle für zwei Stunden durch eine menschenleere Hochebene...
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Wer nicht diese wirklich einsame Straße entlang radelte, war nicht in Connemara!
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Die Sonne spendiert gelegentlich Fotolicht...
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Nur ich, mein Rad und die weite Landschaft - erst hier verstehe ich die wahre Tiefe einer im Alltag so häufig benutzten Phrase: Weniger ist mehr!
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Es wird Zeit, ein Quartier zu finden... In dieser feinen Herberge öffnet der Portier im Smoking, die Zimmerpreise werden ohne die Nullen genannt: 1,50... Schade, das kann ich mir heute nicht mehr leisten...Eine weitere noble Unterkunft findet sich in einem Schlosspark, da frage ich erst gar nicht nach... Erst zig Kilometer weiter, in Clifden, spricht man bei Quartierpreisen wieder in Normalsprache... Ich kommen im komfortablen Aisling Hous B&B unter - in Snobsprech gesagt: für 0,35...
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22. Juli. CLIFDEN. Lang war der Tresen im Lowry's, der mich gestern Abend zu einem kleinen runden Tisch mit Musikern führte. Um gegen das zahlreiche Publikum anzukommen, nutzen die Musiker ein Tischmikrofon, das sie reihum drehen - auf wen es zeigt, der ist dran. Ich versuch's mit meiner Ukulele-Polka. Nach jedem siebten Mal bin ich wieder dran..
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Der Empfehlung des Wirts vom Aisling House B&B folgend, drehe ich eine Runde über die Sky Road, die in "himmlischer" Höhe um eine Landzunge westlich von Clifden führt. Diese Küstenstraße gehört zweifellos zu den schönsten Irlands..
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Burgruinen und Schafe inmitten von viel Grün. Mehr Klischee in einem Foto ist kaum möglich, aber so ist Irland nun mal - in etlichen Gegenden.
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Auch die ewig faule Katze ist dem Himmel nah, kein kleffender Hund ruiniert das vormittagliche Dösen auf dem Mauersims.
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Der Connemara National Park zieht so manchen Wanderer an.
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Kylemore Abbey - der einstige Wohnsitz gut situierter Naturfreunde ist heute ein Benediktinerinnen-Kloster mit angeschlossener Eventgastronomie.
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Ora et labora - die hier lebenden Nonnen mögen viel beten, die langweiligsten Arbeiten überlassen sie jedoch Angestellten.
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Auf der N59 ist einiges los - die Kylemore Abbey ist der stärkste touristische Magnet von Connemara.
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Kylemore Lough - nur nachts ist man hier so allein, wie es das Foto verspricht...
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Überdachte Landstraße - endlich wieder allein auf weiter Flur.
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Friedhof bei Leenaun - am einzigen Fjord Irlands.
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An der nördlichen Küste des Fjords befinde ich mich im County Mayo, nach einem längerem Anstieg geht es ins malerische Tal von Delphi.
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Täler wie in Märchenbüchern. Zum Glück für Radler bleibt diese Strecke in einschlägigen Reiseführern unerwähnt.
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Mweelrea Mountains - die Anstiege sind jeden geschobenen Höhenmeter wert.
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Doo Lough - das Wetter kann schnell wechseln. An einer Seite der Berge eitel Sonnenschein, an der anderen regnet sich der Himmel leer.
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Am Rande des kleinen Ortes Louisburg finde ich ein B&B - nach der langen, überwiegend trocken gebliebenen Fahrt durch die Märchenlandschaften zwischen der Sky Road im Westen Connemaras und den Tälern um Delphi im südlichen Mayo ist ein ruhiges Quartier.
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Dafür mach ich auch gern Reklame.
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23. Juli. In den kommenden Tagen wird dieser Parkplatz nicht ausreichen, die Vehikel all der Besucher des im Hintergrund thronenden Grundes aufzunehmen.
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Denn da wollen sie alle hinauf, die frommen Iren - wenigstens einmal im Leben an dem unwirtlichen Ort verschnaufen, an dem der heilige Patrick 40 Tage lang gefastet und nebenher eine Kapelle errichtet haben soll.
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Cruach Phádraig - Croagh Patrick. Im Jahr 441 habe der Patron Irlands eine Glocke den steilen Abhang hinuntergeworfen - ihr Scheppern soll alle Schlangen aus Irland vertrieben haben... Die Geschichte klingt absurd, also muss sie stimmen...
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WESTPORT - die für irische Verhältnisse mittelgroße Stadt an der Küste im südlichen Mayo ist die erste Stadt, in der ich gut ausgebaute Radwege vorfinde.
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Der als Greenway ausgeschilderte Rad- und Wanderweg führt bis zu den Achil Islands im Westen Mayos. Allerdings mäandert der teils zu schmale Weg nicht nur horizontal neben der N59 entlang, sondern auch vertikal. Mir entgegen radelnde Kinder machen ihre erste Bekanntschaft mit dem Bremsen auf Schotter, alle 200 Meter zwingt ein Viehgatter zum Absteigen... Um es bis zum Abend auf die Insel zu schaffen, ziehe ich dann doch die asphaltierte Straße vor.
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Steinbrücken - wie hier in der kleinen Hafenstadt Newport - sind im ländlichen Mayo häufig zu entdecken.
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Auch der Weg zu einer der zahlreichen neolithischen Fundorte - hier Carrowkeel in Mayo - ist mit Steinen gepflastert.
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Bei Mallaranny geht es über eine Landbrücke auf die Achil Islands.
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Nach einigem Verfahren im Innern von Achil finde ich in Dugort ein gemütliches Zimmer: THE STRANDHOTEL - in diesem winzigen Zimmer könnte Heinrich Böll vor 60 Jahren an seinem Irischen Tagebuch gesessen haben... Auf alle Fälle wird der Dichter eine Etage tiefer, im Pub, die gastfreundschaftliche Atmosphäre genossen haben, die dem damals noch verufenen "God help us!"-Landstrich anhing.
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Im Pub, direkt unter meinem Zimmerchen, wird dem späteren Literatur-Nobelpreis-Dichter aus Deutschland mittels einem kleinen Schrein auf dem Kaminsims gedacht. Der Abend ist kurzweilig, sob ald die Musiker in die Saiten greifen und ihre gälischen Lieder singen...
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24. Juli. Ich ziehe um... Nicht ins Heinrich Böll Cottage (Foto), das der Dichter später bewohnte, sondern nach Keel im Westen der Insel.
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Desserted Village nennen die Einheimischen die Reste des verlassenen Dorfes, das Böll in seinem Tagebuch als "Skelett einer menschlichen Siedlung" beschrieb. Wenn man den Hang aus der Ferne betrachtet ist die Struktur des einstigen Dorfes zu erkennen - eine Haupttraße (Wirbelsäule), von der einige Gässchen (Rippen) abzweigen.
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Wachschafe sind eher die Ausnahme, überwiegend erledigen Hunde den Einlass.
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Steile - von Schafen getrampelte - Trampelpfade führen auf den Achil Head, dem westlichsten Zipfel der Insel.
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Die Schafe scheuen auf der Suche nach dem frischesten Grashalm keinen noch so tiefen Abrund.
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Die Reste eines militärischen Wachpostens bieten Schutz bei Wind und Wetter - heute zeigt es sich mal durchgängig von der sonnigen Seite. Der Blick reicht - fern am Horizont - bis zu den Bergen von Connemara.
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Ein Dutzend Musiker treffen sich spät abends im "The Annexe Inn"- allerdings auch 10mal so viele Wohnmobilisten, die den Lärm der großen Städte mitbringen.
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Geige, Mandola, Dudelsack - alles was die traditionelle irische Musik ausmacht, hat die Session zu bieten. Ich sitze zwar mit am Musikertisch, doch dann entfliehe ich dem überfüllten Pub.
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Alkohol löst keine Probleme - das ist hinlänglich bekannt.
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25. Juli. Ich breche zeitig auf und finde den Grund für den gestrigen Andrang im Pub. Der riesige Caravan-Campingplatz erklärt auch den Verfall einstiger Hotels - das Platzen der irischen Immobilienblase vor 10 Jahren endete in klaffenden Baugruben.
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Auch dieses einstige Hotel braucht niemand mehr.
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Zum Trocknen gestapelte Torf-Briketts - noch heute das übliche Heizmaterial für die Kamine im ländlichen Irland
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Wer etwas mehr Torf braucht, kann ihn hängerweise kaufen...
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God help us - Mayo ist selbst den Iren nicht ganz geheuer...
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Die Grabsteine stehen, das Wetter kippt...Klatschnass erreiche die kleine Stadt Bangor Erris im Westen des Nordwestens. Langsam verstehe ich, was die Bezeichnung "lovely day" meint - nämlich das Gegenteil von dem Zustand, der mir die letzten Stunden zuteil wurde...
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26. Juli. Von der Weiterfahrt nach Ballina habe ich kein einziges Foto schießen können, so nass war es! ------- 27. Juli. Das erste Foto mache ich in der Herberge in Sligo - und es ist eine Zeitungsmeldung: Die irische Hauptstadt würde vom "worst of the bad weather", das für die gesamte Woche vorhergesagt wird, verschont bleiben - tröstlich für die Dubliner. Aber den Westen und Nordwesten erwarte "the brunt of the heaviest and most persistent rainfall" - und genau da bin ich.
28. Juli. In DRUMCLIFF suche ich in einer kleinen Kirche Schutz vor dem Regen. Als es aufgehört hat und ich wieder ins Freie gehe, stehe ich vor dem Grab von William Butler Yeats. Die Sonne kommt heraus und trocknet die Grabsteine, vor dem Friedhof steht ein Denkmal, ein Gedanke, der mir aus der Seele spricht, ist in Marmor geschrieben: I HAVE SPREAD MY DREAMS UNDER YOUR FEET… TREAD SOFTLY BECAUSE YOU TREAD ON MY DREAMS
Ben Bulben - an der Flanke des mächtigen Tafelberges durchquere ich kleine Dörfer und genieße viele Momente von Sonnenschein...
Follow Me! steht auf dem Sockel eines Denkmals in Ballyshannon, Geburtsort eines berühmten irischen Gitarreros. Als Saitenzupfer möchte ich Rory Gallaghers Credo gern folgen - was den Abschied von den Irdischen betrifft, soweit bin ich noch nicht... Die Nacht verbringe ich im viel besungenen Städtchen Donegal.
29. Juli. Der Tag beginnt wie der Abend endete: Regen! Auch am Slieve League, den höchsten Klippen Irlands, habe ich nur Momente von Sonnenschein...
Dann fegt ein Schauer über das Hochland.
Gefolgt von Momenten des Nichtregnens.
Downhill ist besonders in den Highlands das Höchste allen Radlerglücks.
Nur eins ist schöner als ein Wasserfall.
Richtig! Eine schöne Frau vor einem Wasserfall.
Es gibt nur eine Steigerung: ein von einer schönen Frau fotografierter schöner Mann vor einem Wasserfall.
Zurück im schönen Städtchen Donegal, erlaubt Klärchen noch ein Foto vom "Olde Castle". Den Rest des Abends verbringe ich im Pub gegenüber - Bodhrán trommelnd.
30.Juli. Ich folge der N15 nordwärts - Richtung Lifford, doch bei Castlefinn verlasse ich die hier stark befahrene Nationalstraße und schwenke auf eine Landstraße ein.
Ich unterhalte mich ein Weilchen mit Norman, einem Farmer, der sich sein Frühstücksei von etwas größeren Hühnern legen lässt - Nandus! Was haben diese südamerikanischen Exoten hier verloren?
Bei Lifford kommen ich an den River Foyle, der mich nach Derry - und damit durchs Vereinigte Königreich - führt.
......DERRY - republikanische Iren werden die historische Umbenennung von Derry in Londonderry nie akzeptieren - so viel Farbe gibt es immer...
Die 2011 eröffnete Peace Bridge mag das Ende der Troubles symbolisieren - viel Begängnis ist zwischen den verfeindeten Stadtteilen dennoch nicht...
Auch in der teils restaurierten Altstadt ist nicht viel los - für einen Donnerstagabend.
Die Pubs füllen sich erst, wenn die Bands aufgebaut haben - und das kann spät werden.
Von der komplett erhaltenen Stadtmauer zeigen die Kanonen der einstigen Kolonialmacht ins katholische Viertel ...
Glorifizierung des Widerstandes - die Wandgemälde aus den 70ern werden immer gut "in Schuss gehalten". Zu rein touristischen Belangen?
Auch die Kampfansagen der Loyalisten werden farblich immer wieder aufgefrischt - das sieht nicht nach Nostalgie aus... Und das Material für eine Straßenbarrikade findet sich schnell zusammen... Wie schnell eine Streit eskalieren kann, erlebe ich an diesem Abend selbst - mehr dazu in meinem Tagebuch...
31. Juli. Am River Foyle fahre ich nordwärts und an der Küste der Foley Bay entlang bis Quigley's Point, von da geht es steil in die Berge hinauf. In der kleinen Stadt CARNDONAGH klappert etwas an meinem Hinterrad - im Stand kann ich die Ursache nicht finden. Eine Werkstatt ist auch nirgends zu finden, Fahrräder haben in Irland eher dekorativen Wert. Erst im nächsten Ort, in Malin, bemerke ich die zwei gebrochenen Speichen. Doch es gießt aus vollen Kannen. Nur 10 Kilometer vor meinem Wunschziel, dem nördlichsten Zipfel Irlands, stecke ich fest.
Dass ich am Abend trotzdem noch mein Ziel, das gemütlich eingerichtete Sandrock Hostel in MALIN HEAD, erreiche, grenzt an ein Wunder - und was nichts mit Wunder zu tun hat, verdankt sich den mitgenommenen Ersatzspeichen und dem Speichenschlüssel!
Im Sandrock Hostel, versteckt in einer Sackgasse an der Küste gelegen, serviert mir das alte Herbergsmütterchen den 5-clock-tea und eine Schale mit Keksen. Nach den Güssen des Tages, nach der heutigen Panne und dem gestrigen Ärger in "Paddy’s Palace" in Derry ist das Welcome in so behaglicher Atmosphäre um so schöner. Ich stärke mich mit den Keksen, trockne meine Sachen - und als das Blau wieder durch die Wolken lugt, bekomme ich noch Lust auf eine kleine Abendrunde.
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Eine halbe Stunde später bin ich in der Wendeschleife meiner Irland-Tour - im nördlichsten Zipfel der nassen Insel biete ich dem nächsten, am Horizont aufziehenden Regenschleier die von Wind und Wetter gegerbte Radlerstirn - wissend, dass ich mich ab jetzt mit jeder Meile wieder meiner Heimat nähere...
Die nördlichste Siedlung Irlands - jedes Cottage ist ein Schmuckstück - Häuschen wie im Märchenbuch.
Die Straßen sind noch nicht getrocknet - und ich muss mich beeilen, um bis zum nächsten Guss ein Dach zu finden...
Für einen Abstecher zum historischen Sendeturm, der die ersten drahtlosen Nachrichten zwischen Europa und Amerika funkte, ist die Regenwolke schon zu nahe.
An der "Seaview Tavern", dem nördlichsten Restaurant Irlands, überholt mich der Regenschauer.
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Eine Kuhu (kurze Husche) kann mich nicht mehr beeindrucken - selbst das "Handschufach" meines Radlercockpits hat sein eignes Regencape...
Nach vier Wochen auf der nassen Insel und fast täglichem Regen mit Momenten von Sonnenschein erlebe ich erst hier einen Regenbogen - mit H. Böll: so nah war er, dass wir ihn in Substanz zu sehen glaubten; so dünn, wie Seifenblasen sind, war die Haut des Regenbogens.
Heute vor vier Wochen bin ich zuhause aufgebrochen, heute habe ich den Wendepunkt erreicht und unter einem irischen Regenbogen gestanden - zirka 2000 Kilometer bin ich geradelt, konnte unter schwierigen Bedingungen eine Panne reparieren. Was für ein Tag! Den Abend verbringe ich mit den sympathischsten Hostelgästen, die ich mir wünschen kann: ein Maler, ein Musiker, zwei jüngere Frauen - eine Bayerin, eine Donegalesin. Gegen Mitternacht löschen wir die Kerzen - der Mond leuchtet in unsere Veranda, wir unterhalten uns leise, ich zupfe gelegentlich die Ukulele-Saiten.
1. August. Von außen sieht man dem Sandrock Holiday Hostel kaum an, was in ihm an Gemütlichkeit steckt - die nördlichste Herberge Irlands.
Blow ye winds over the ocean - an der Küste vor dem Hostel pfeift der Wind um die Ecken.
Bei dem Wind kuschelt sich auch das Kalb lieber ins hohe Gras.
Inishowen Tractor Race - zum Glück kein echtes Wettrennen, sondern nur eine Traktor-Parade, dafür knattert alles, was knattern kann, über die gesamte Halbinsel. Von Glück kann ich auch reden, dass die von 200 Traktoren hinterlassene Ölspur nicht von Regen verschmiert wird...
Im Hafen von Greencastle warte ich auf die Fähre nach Magilligan Point am anderen Ufer der Bucht. Die Fährmänner staunen über meine Tour - good boy! - und laden mich in ihre Kajüte ein, wo sie mir eine Handvoll Shrimps anbieten.
Das erste Visitor Center im United Kingdom empfängt nur angemeldete Besucher - Magilligan Prison. Das 1972 eröffnete Hochsicherheitsgefängnis ist mittlerweile auf „Low-Medium Security“ herabgestuft...
Ein deutlich gehobenerer, aber einst nicht minder gut bewachter Wohnort ist Mussenden Temple - für eine Besichtigung bin ich zu spät.
COLERANE sei eine lebhafte Studentenstadt, steht in meinem Radführer... Ein Einheimischer rät mir davon ab, hier nach einem Quartier zu suchen, die Stadt sei zu kriminell. An der Küste, bei Portstewart, gäbe es jede Menge B&B, ich solle es lieber dort versuchen. Was der gute Mann nicht wusste: am Wochenende vor dem Bank Holiday findet man an der Küste von Antrim in Northern Ireland nirgends ein freies Zimmer - nach verzweifelter Quartiersuche in dunklen Straßen verbringe ich die regnerische Nacht in Portrush auf der Straße - aber trocken in einem Lieferwagen.
2. August. Am riesigen Visitor Center des "Giant's Causeway" kommt man nicht vorbei - oder aber man erfährt nie, wo der Riese seine Treppen zur Gleibten in Schottland in die Erde rammte... Die gigantische Vermarktung von ein paar Basaltsäulen übertrifft alle mythologischen Absurditäten. Zig Tausende Besucher werden hier täglich durch den Souvenir- und Eventbereich geschleust...
Der Norden des zum Vereinigten Königreich gehörenden Teils von Irland ist Hochtourismuszone - und ich erlebe sie in der Hochsaison an einer imposanten Hochküste... Wer zum Carraig an Ráid (Fels am Weg) will, sollte schwindelfrei sein und Vertrauen in handgeknüpfte Seile mitbringen.
Immerhin! Die breiten Sandstrände sind menschenleer...
Während die Reiseveranstalter ihre Busladungen in der berühmten Whisky-Brennerei von Bushmills abkippen, lassen sich einige Küstenabschnitte von Antrim durchaus ungestört besichtigen.
Hartgesottene Golfspieler versenken an diesen Klippen abgenutzte Golfbälle...
In diesen Gemäuern mögen Schotten, Normannen oder Iren gewohnt haben, möglicherweise alle nacheinander. Ich lege meine ostgermanischen Knochen heute nach kurzer, aber hügeliger Strecke im Urlauberkaff Ballycastel zur Ruhe, wo ich mich rechtzeitig einquartiere, um nicht wieder in Not zu geraten.
3. August. Ich entkomme den küstennahen Geschwadern von Wochenendurlaubern mit beinharten Anstiegen in die Hochebenen von Antrim - und scheine auch wieder auf der Sonneseite der nassen Insel angekommen zu sein.
Fern am Horizont ist der Zipfel einer schottischen Landzunge zu erkennen - vor vier Jahren stach mein Feldstecher vom Südwesten des Mull of Kintyre in die umgekehrte Richtung - zur Nordostküste Irlands, an der ich jetzt stehe.
Ich war's nicht! Und ich vermute, die Polzei war es auch nicht...
Die Glens an der Ostküste von Antrim sind nach ihrer Tallage benannt. Im Wind - und Regenschatten der Hochebene gelegen, erweist sich die Küstenstraße als eine außergewöhnlich schöne und dazu bemerkenswert verkehrsarme Strecke - bitte auf keinen Fall weitersagen...
Der "Highway to Health" hält was er verspricht. Nun brauche ich nur noch eine geruhsame Herberge. Die sind leider rar in dieser Gegend, erst im Hafen von Larne finde ich ein freies Hotelzimmer.
4. August. Zeitig erreiche ich die Hauptstadt von Northern Ireland. Doch das im Radführer empfohlene "The Linen House Hostel" ist seit einem halben Jahr dicht - den Charme des Ghettos würde ich spätestens in der Nacht nicht vermissen...
Ich muss mit einem teuren Betonsilo in der City von Belfast vorliebnehmen. Erstmals in Irland sehe ich Bettler und Obdachlose - nach Ladenschluss sichern sie sich die Nischen in den Geschäftseingängen, breiten ihre Matten aus und kriechen in ihre Schlafsäcke. Regen zieht herauf, sie kennen die besten Plätze...
5. August. Eine verzauberte Prinzessin namens Cloe (mehr dazu im Tagebuch), die ich angesichts strömenden Regens frage, ob sie statt der Reklameflyer etwas Sonnenschein für mich habe, rät mir, den Bus nach Dublin zu nehmen. Ich folge ihrem Rat - im Prinzip...
6. August. Im Hafen von HOWTH, einem Vorort von Dublin, kommt der Himmel wieder zum Vorschein...
In DUBLIN's fair city ...
... where the girls are so pretty...
Hat schon was von Hauptstadt... Wieviele Doppeldecker-Busse siehst du auf diesem Foto? Wenn du acht siehst, bist du ein aufmerksamer Betrachter!
Viele Brücken queren den Liffey - über die Grattan Bridge geht es ins Kneipenviertel Temple Bar...
Im "Hogan's" treffe ich Jonathan - vor zwei Wochen begegnete ich ihm bei den Achill Islands, hier zapft sich der junge Radler das Nötige für seinen Lebensunterhalt.
The Spire - die größte Nadel der Welt? Stiletto in the Ghetto - der Dolch im Armenviertel? Der Volksmund mag es deftiger: Stiffy by the Liffey - Steifer am Fluss! Offiziell heißt das modernste Wahrzeichen Dublins "Monument of Light".
7. August Ha'Penny Bridge - zu jeder Tageszeit ein Hingucker. Als die gusseiserne Brücke 1816 Jahren eröffnet wurde, galt die Auflage, dass sie, sollte sie innerhalb eines Jahres als störend empfunden werden, wieder abgerissen wird, "ohne dass der Stadt daraus Kosten entstehen," lese ich in der Wikipedia. Als Dresdner müsste ich hinter diesen Satz drei Ausrufezeichen machen, eins für die Wäscheleine, eins fürs doppelte Geländer! Das war in Dublin offensichtlich nicht der Fall gewesen. Seine Kosten holte sich der Fährmann von den Passanten - einen halben Penny Brückenmaut hatte man damals zu kassieren
In der Grafton Street - eine Meile voller Geschäfte mit Dingen, die eigentlich kein Mensch braucht, aber doch reichlich gekauft werden - gospelt die "Church of God" von himmlischen Freuden - und etliche Bettler, Taschendiebe und sonstige Straßenkünstler hoffen auf ihren Anteil am irdischen Glück.
Am Eingang in den St. Stephan Green Park können diese jungen Musliminnen etwas über Ó Donnavan Rossa lernen. Fast auf den Tag genau vor einhundert Jahren (am 1. August 1915) sprach Patrick Pearse bei der Grabrede zu Ehren des radikal-fanatischen Mitbegründers der irischen Unabhängigkeitsbewegung den berühmten Satz: "Ein unfreies Irland wird niemals friedlich sein!" - Ein knappes Jahr später, nach dem Osteraufstand 1916, wurde der 36jährige Dichter hingerichtet.
Im Merrion Square Park lernen die vorschriftsmäßig ausgestatteten Teilnehmerinnen der "Dublin City Bike Tours" das Nötigste über eine andere irische Ikone - über Oscar Wild. Seinen unlängst veröffentlichten Roman "Die Stadtrundfahrtenrücktrittsversicherung" können sie heute Abend im Pub lesen...
Das Famine Monument erinnert an die Große Hungersnot, die Mitte den 19. Jahrhunderts eine Million Todesopfer forderte - und zur Auswanderung von zwei Millionen Iren führte. Eine mehr als wohlgenährte Touristin lässt sich vor den Skulpturen fotografieren - mein heimlich gemachtes Foto von der grotesken Szenerie überlasse ich gnädigerweise nicht der sozialnetzwerklichen Spottlust.
In der National Gallery of Ireland fasziniert mich ein 1848 entstandenes Gemälde des Dubliner Malers Robert George Kelly - es erzählt die traurigen Konsequenzen eines unbeherrschten Moments von Wutbürgerlichkeit...
Der Security-Mann im Souvenir-Laden muss höllisch aufpassen!!! Damit er keine SMS und keine Getwitter und Gelike verpasst...
Glitzerndes Dublin ...
Glühendes Dublin ...
Ha'Penny Bridge after sunrise, before night...
Ha'Penny Bridge at night...
Freitagnachtgebet - der Mohamedismus ist in die letzten Hinterhöfe der Christenheit vorgedrungen...
8. August. Die Nacht in einer engen Gefängniszelle (mehr dazu in meinem Tagebuch) macht mir den Abschied von Dublin leicht...
Die Strandidylle trügt... Baden verboten! Abwässer aus dem Hafen von Dublin verseuchen die südliche Küste meilenweit...
Die großen Hotels sind in Betrieb, die Villen an den Küstenserpentinen sind überwiegend: for sale...
Glen da Lough - Tal der zwei Seen. Die Landschaft in den Tälern der Wicklow Mountains ist wie geschaffen für kontemplative Refugien. Von den mittelalterlichen Klosteranlagen blieben nur Ruinen - und ringsumher beschauliche Herbergen. Doch leider sind die Quartiere in der kontemplativen Hochsaison, zumal an einem kontemplativen Samstagabend - schon bis aufs letzte Bett verkauft...
In diesem Rundturm versteckten die Mönche, so steht es geschrieben, neben ihren heiligen Schriften auch wertvolle Kelche - und vermutlich auch die geistigen Getränke, die sie aus selbigen zu trinken pflegten... Ob ich heute Nacht darinnen schlafen könnte?
Hidden Valley - nach verzweifelter Quartiersuche zwischen Glendalough und Rathrum finde ich kurz vor Einbruch der Nacht doch noch ein verstecktes Tal zum Kampieren.
9. August. Mancher Hügel ist noch zu überwinden, bis ich wieder an der Küste bin. Heute quartiere ich mich rechtzeitig ein, im hübschen kleinen Urlaubskaff Courtown finde ich ein preiswertes Zimmer.
Die irische Leidenschaft für Weicheis ist nicht neu, sie fiel bereits dem Kettenraucher Heini B. auf. Heuer gibt es kaum ein Lädchen ohne den dezenten Hinweis auf die süße Gaumenfreude - die 1,50 kann sich selbst ein armer Pedalritter leisten. Übrigens, wer nicht so asketisch über den Tag kommt: Fürs Päckchen Zigaretten sind in Irland derzeitig fast 11 Euronen zu berappen!
10. August. Zwei rennradelnde Franzosen erzählen mir beim Frühstück, dass sie heute Nachmittag die Fähre von Rosslare nach Cherbourg nehmen. Bis halb vier in Rosslare sein? Ob ich das auch schaffe? Welliges Gelände und einiger Gegenwind sprechen dagegen. Bald haben mich die drahtigen Rentner eingeholt - und überholt - "au revoir!" rufe ich hinterher. Erst auf der windigen Brücke von Ferrybank nach Wexford (Foto) - da ist es gegen halb drei - weicht meine bis dahin noch real existierende Skepsis einer schwungvollen Zuversicht..
Geschafft! Der für Kurzweil zuständige Teil der Crew hat das überzeugendste Begrüßungslächeln der christlichen Seefahrt aufgelegt - und die Bordkapelle spielt: Don't worry, be happy! So weit so gut - Humor ist, wenn man trotzdem mitfährt...
Selbstverständlich müssen alle kleinen Mädchen erstmal in Facebook, Twitter und Instagramm posten, dass ein großer Held an Bord ist! Einer, der ohne iPhone überleben kann, aber nebenher mal eben ganz Irland umradelt hat... Yippie! Ich bin echt stolz auf Muttis Sohn.
Leinen los! Pünktlich geht es hinaus auf die Irische See. Auch die beiden Franzosen staunen, mich an Bord wiederzusehen.
Endlich Zeit für William Butler Yeats... Das Studium schöngeistiger Verse auf dem Deck einer Fähre ist im Zeitalter der toalen Zerstreuung nur von kurzer Dauer...
Auch so könnte ich mir die nächsten 20 Stunden verkürzen, doch meine Rambo-Jahre liegen bereits etwas zurück.
Dann doch lieber raus aufs Außendeck und Selfis mit Sonnenuntergang machen...
Und mir dabei das Indianerhaar fönen, bevor ich es mir in einem abseitigen Gang mit einem Fläschlein Cabernet auf der Isomatte bequem mache - nur damit das Schaukeln und Schlingern des Schiffs besser abgefedert ist...
11. August. Bienvenue à Paris! Nach dreistündiger Bahnfahrt wird mir im Gare Saint-Lazare schnell klar, dass ich in der Stadt von Charlie Hebdo bin... Ich bezweifle sehr, dass die schwer bewaffneten Wachposten auch nur irgendeinen Jihadisten beeindrucken - mich hingegen schon! Nur vor mir muss sich eigentlich niemand fürchten...
Wer sich gut integrieren konnte, dealt mit kleinen Eifeltürmchen...
Von einer Laterne auf dem Montmatre hat man den besten Überblick über die Dächer von Paris
Sehen und gesehen werden... Keine Frau ohne empfangsbereites Statussymbol in der Hand! Die Herren der Schöpfung nutzen die ihrigen mit Verlängerung.
Mein sechster Besuch in der Stadt
Ganz Paris träumt von der Liebe - mit Alexandre. Alexander träumt von einer Nacht ohne Ruhestörung.
12. August. Auf dem Gare de L'Est darf jeder in die Tasten greifen: Jetzt bist du dran! fordert das blaue Schild... Doch ich habe Mitleid mit den Ohren fremder Menschen und erspare ihnen mein Geklimper.